Die Berliner unterhalten sich viel über Pollen im Frühjahr und Sommer 2024. Man hört sie in Bars und Cafés klagen, in Parks und auf der Plattform Reddit. Sie lebe seit zehn Jahren in Berlin und sei schon ihr ganzes Leben lang Allergikerin, schrieb eine Nutzerin am vergangenen Montag in einer Berlin-Gruppe, aber dieses Jahr sei in Bezug auf Pollen das schlimmste ihres Lebens. „Ich habe mich dieses Jahr drei Mal so häufig drinnen verstecken müssen und trotzdem eine verstopfte Nase und rote Augen gehabt“, schreibt sie weiter.
Unter dem Post entrollen sich mehr als Hundert zustimmende Antworten, zudem bekam er bislang knapp 90 zustimmende Pfeile nach oben. Nutzer Organized-Anarchy00 schreibt etwa: „Dieses Jahr war wirklich schlimm. In den letzten Jahren waren meine Allergien noch erträglich, aber jetzt musste ich mich zweimal krankmelden, weil ich kaum atmen konnte.“
Ist 2024 in Berlin wirklich so ein heftiges Pollen-Jahr? Matthias Werchan, Diplom-Landschaftsökologe bei der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst sagt: Ja und Nein. Die Hauptsaison der Gräserpollen, die in Berlin für gewöhnlich im Juni stattfindet, habe dieses Jahr zwar früh begonnen, sei aber nicht außergewöhnlich stark gewesen. „Es gab Tage mit intensiver Belastung, aber keine Rekorde“, sagt Werchan im Gespräch mit der Berliner Zeitung.
Birkenpollenflug war in Berlin 2024 kurz, aber extrem stark
Die Pollen der Birken hingegen waren in diesem Frühjahr mit Rekordintensität in Berlin unterwegs. Der Deutsche Polleninformationsdienst misst den Pollenflug in Berlin seit 2012. „In diesem Jahr hat die Birke an einigen Tagen neue Spitzen erreicht“, sagt Werchan. Und: „Die Saison war heftig, aber kurz.“ Das habe daran gelegen, dass die Temperaturen Ende März und Anfang April über einen längeren Zeitraum hinweg relativ hoch waren und das Wetter pollenflugtauglich. Der jähe Kälteeinbruch Mitte und Ende April habe den Pollenflug der Birken dann aber frühzeitig beendet.
Birkenpollen sind laut Werchan die häufigsten in Berlin. Danach folgen Kieferpollen. Sie sind aber allergologisch unbedenklich. Dafür machen sie viel Dreck. „Aufgrund ihrer Größe und der guten Schwimmfähigkeit sind sie in der Region hauptverantwortlich für die gelbe Pollenschicht auf Wasseroberflächen, Autos und Fahrradsätteln“, sagt Werchan.
Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst misst den Pollenflug in Berlin mit einem sogenannten Pollenfänger auf dem Dach des Charité-Hochhauses in Mitte. Die Stiftung ist verantwortlich für die Erhebung des aktuellen Pollenfluges in der Bundesrepublik Deutschland und die Verbreitung der Pollenflugvorhersagen bundesweit. Ihre Messungen für Berlin stellt sie mit einem Pollenmonitor auf ihrer Webseite bereit.
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