Sechs Fahrgäste einer Straßenbahn haben in Prenzlauer Berg eine Jugendliche zusammengeschlagen, weil sie keine Mund-Nasen-Bedeckung getragen haben soll. Nach Angaben der Polizei sei die 17-Jährige am Samstagabend gegen 20 Uhr in der Tram der Linie M4 unterwegs gewesen, als sie von den Erwachsenen auf ihr Fehlverhalten angesprochen wurde. Die Stimmung sei sofort sehr aggressiv gewesen. Als es daraufhin zum Streit kam, hätten zwei Frauen aus der Gruppe das Mädchen rassistisch beleidigt.
Als die Jugendliche zusammen mit den drei Frauen und drei Männern an der Greifswalder Straße die Straßenbahn verließ, soll eine der Frauen ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Außerdem habe die Angreiferin versucht, die Jugendliche zu treten, so die Polizei. Ihr gelang es laut eigenen Aussagen, den Attacken zunächst auszuweichen. Doch dann sei sie von zwei Männern festgehalten worden, während zwei Frauen auf sie einschlugen, eintraten und ihr an den Haaren rissen. Anschließend sei das aggressive Sextett in Richtung Erich-Weinert-Straße geflüchtet. Das verletzte Opfer alarmierte daraufhin die Polizei. Später kam sie ins Krankenhaus, wo sie stationär aufgenommen wurde.
Polizei spürt drei der Schläger in einer Kneipe auf – Festnahme
Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, hatte sie zuvor mit ihrem Handy ein Video von den Verdächtigen aufgenommen, das sie Polizisten zeigte. „Einer der Beamten erkannte einen der Männer aus vorangegangenen Polizeieinsätzen in einer Kneipe an der Greifswalder Straße wieder“, erklärte ein Polizeisprecher. Die Einsatzkräfte konnten die die drei Männer im Alter von 42, 44 und 51 Jahren kurz darauf in der Kneipe aufspüren und zur Rede stellen. Das Trio wurde vorläufig festgenommen, von den Frauen fehlte jede Spur.
Laut Polizeiangaben bestritten die betrunkenen Männer die Vorwürfe. Zu ihren Begleiterinnen machten sie zunächst keine Angaben. Freiwillige Atemalkoholtests ergaben Werte von 0,7, 0,9 und 1,8 Promille. In einem Polizeigewahrsam wurden ihre Personalien aufgenommen, dem 51-Jährigen wurde zudem Blut abgenommen. Die Ermittler versuchen nun, die Identitäten der Frauen herauszufinden.
Anmerkung der Redaktion/Aktualisierung am Mittwoch, 9.2.:
Die Polizei hat am Mittwoch einen Fehler in ihrer ersten Darstellung vom Sonntag eingeräumt. Dabei ging es um die Frage, ob der Streit wegen einer fehlenden Corona-Maske ausgebrochen sei oder ob es eigentlich um Rassismus ging, wie die junge Frau später in einem Video auf Instagram betonte. Die Polizei erklärte am Mittwoch, die verwendeten Informationen „stammten aus den vor Ort aufgenommenen Strafanzeigen, die, wie die weiteren Ermittlungen gezeigt haben, missverständlich formuliert waren“.



