Religion

Israel schweigt zum Tod von Papst Franziskus – Hamas würdigt ihn öffentlich

Während die radikalislamische Hamas das Wirken von Papst Franziskus anerkennt, schweigt Israels Regierung. Das Löschen offizieller Beileidsbekundungen sorgt nun für Empörung.

Dezember 2023: Papst Franziskus rief in seiner Weihnachtsbotschaft zu einem sofortigen Frieden im Gazakrieg auf.
Dezember 2023: Papst Franziskus rief in seiner Weihnachtsbotschaft zu einem sofortigen Frieden im Gazakrieg auf.Gregorio Borgia/AP

Israels Regierung hat mit ihrem Verhalten nach dem Tod von Papst Franziskus Empörung im eigenen Land ausgelöst. Wie israelische Medien übereinstimmend berichten, habe das Außenministerium die Kondolenz-Beiträge israelischer Botschaften weltweit gelöscht. Israelische Botschafter, vor allem in katholischen Ländern, seien entrüstet. Es hagelte massive Kritik an der Leitung des Ministeriums in Jerusalem.

Das Außenministerium hatte auf Instagram, Facebook und X auf den offiziellen Konten verschiedener israelischer Missionen weltweit folgende Botschaft veröffentlicht: „Ruhe in Frieden, Papst Franziskus. Möge sein Andenken ein Segen sein.“ Diese Beiträge wurden jedoch wieder entfernt. Vertreter des Außenministeriums teilten auf Anfrage der Jerusalem Post mit: „Die Nachrichten wurden irrtümlich veröffentlicht. Wir haben zu Lebzeiten des Papstes auf seine Äußerungen gegen Israel und den Krieg reagiert und werden dies nach seinem Tod nicht mehr tun. Wir respektieren die Gefühle seiner Anhänger.“

Tod von Franziskus: Radikalislamische Hamas kondoliert – Israel schweigt

Während aus aller Welt viele Beileidsbekundungen eingingen, gibt es von Israel so gut wie keine offiziellen Reaktionen. Abgesehen von einer Erklärung von Präsident Jitzchak Herzog, der der katholischen Welt sein Beileid aussprach und die Hoffnung äußerte, dass „sein Andenken zu Taten der Güte und Hoffnung für die Menschheit inspirieren wird“, schwiegen Premierminister Benjamin Netanjahu und Außenminister Gideon Sa’ar. Sie äußerten sich weder zum Tod des Papstes noch twitterten sie darüber.

Sogar die radikalislamische Hamas kondolierte öffentlich mit einem Text, der das Leben und Wirken von Franziskus würdigte. Die Terrororganisation sprach der katholischen Kirche weltweit und allen Christen ihr tiefstes Beileid aus. Dabei bezeichnete sie den verstorbenen Pontifex als Förderer des interreligiösen Dialogs, der sich für Völkerverständigung, Frieden sowie der Ablehnung von Hass und Rassismus einsetzte.

Dass die radikalen Islamisten im Gazastreifen ihn würdigten, während Israel schweigt, sei vor allem auf Franziskus’ kritische Haltung gegenüber dem Vorgehen der israelischen Armee zurückzuführen. „Mehrfach sprach er sich gegen Aggression und Kriege weltweit aus und war eine der führenden religiösen Stimmen, die Kriegsverbrechen und Völkermord verurteilten“, schrieb die Hamas in ihrem Kondolenz-Beitrag.

Papst Franziskus deutete Völkermord im Gazastreifen an

Hintergrund: Im vergangenen Jahr hatte Papst Franziskus gesagt, was in Gaza passiert, sei „kein Krieg. Es ist Grausamkeit“. Er warf Israel vor, „Kinder zu bombardieren und mit Maschinengewehren niederzumähen“. Er behauptete außerdem, dass „die Geschehnisse in Gaza Merkmale eines Völkermords aufweisen“.

Trotz der Worte des Heiligen Vaters wird nach Informationen der Jerusalem Post das Vorgehen der israelischen Regierung auch unter ranghohen Beamten im Land sehr kritisch gesehen. „Ich halte die Entscheidung für einen Fehler. Wir sollten nach dem Tod eines Menschen nicht so Buch führen“, sagte Raphael Schutz, der bis zum vergangenen Sommer als israelischer Botschafter beim Vatikan diente. Er machte gegenüber der Jerusalem Post deutlich, dass die Äußerungen des Papstes damals hätten scharf verurteilt werden müssen und dass Israel diplomatisch hätte reagieren sollen. „Aber jetzt sprechen wir nicht nur über ein Staatsoberhaupt, sondern auch über ein spirituelles Oberhaupt für über eine Milliarde Menschen – fast 20 Prozent der Menschheit. Ich glaube nicht, dass Schweigen die richtige Botschaft sendet.“

Wie ist die Beziehung zwischen dem Vatikan und Israel?

Dabei war die Beziehung zwischen dem Vatikan und Israel nicht immer so kompliziert und angespannt wie zur Zeit des Gazakriegs. Am 30. Dezember 1993 unterzeichneten Israel und der Heilige Stuhl einen langersehnten Grundlagenvertrag und leiteten damit die Normalisierung ihrer diplomatischen Beziehungen ein. Als der emeritierte Papst Benedikt XVI. am 31. Dezember 2022 starb, würdigte Netanjahu ihn als einen „großen geistlichen Leiter“. Er habe „sich voll und ganz für die historische Versöhnung zwischen der katholischen Kirche und dem jüdischen Volk eingesetzt“. Netanjahu nannte Benedikt XVI. einen „wahren Freund des Staates Israel und des jüdischen Volkes“.