Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hat sich zur Diskussion um die „Winnetou“-Kinderbücher geäußert. Auf Facebook schrieb der umstrittene Politiker kürzlich: „Kulturelle Aneignung? Kolonialismus? Wenn ich das ernst nehme; darf es nie wieder einen europäischen Autor geben, der einen Roman über die Zeit vor 1900 schreibt und es dürfen keine Figuren vorkommen, die nicht Europäer sind. Alle Western müssen wir streichen.“
Hintergrund der Äußerung Palmers ist die Debatte um zwei Kinderbücher, einen gleichnamigen Film sowie ein Puzzle und ein Stickerbuch des Ravensburger Verlag rund um die Karl-May-Figuren. Ravensburger kündigte kürzlich an, die Produkte nicht mehr verkaufen zu wollen, da Rückmeldungen von Instagram-Usern gezeigt hätten, „dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“. Palmer schreibt: „Karl May mit dem Bannstrahl zu belegen ist Ausdruck eines verfehlten Verständnis von Kunst und Kultur. Diese darf natürlich mit heutigen Erkenntnisse und Methoden kritisiert werden. Aber ihre Verbreitung zu unterbinden ist ein kulturelles Sakrileg. Damit stellt man Kunst und Kultur in den Dienst einer politischen Ideologie, die eine andere Sicht nicht mehr zulassen will.“
Palmer bringt überdies seine Besorgnis über die Demokratie zum Ausdruck. Eine Minderheit bestimme durch „lauten Protest, was die Mehrheit lesen darf“. Die These von „kultureller Aneignung“ sei überdies „voller logischer Widersprüche“. Würde dieser Prozess nicht gestoppt, bestehe die Gefahr, dass noch viel mehr als Winnetou auf dem „Index“ lande.
Winnetou und Old Shatterhand waren Idole ganzer Generationen. Es ist falsch, dass Buchverlage und Sender aus Sorge vor Kritik einzelner Winnetou verbannen. Bei allem Verständnis, nimmt das langsam absurde Züge an. https://t.co/fGgQ3HNkpI
— Markus Söder (@Markus_Soeder) August 26, 2022

