Bürgerrechte

Niederlande: Regierung reagiert auf Aufruf, Facebook und X zu verlassen

Niederländische Organisationen fordern von ihrer Regierung, X, Facebook und Instagram aufzugeben, um deren „Machtgier“ nicht zu legitimieren.

Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof hat einen Aufruf, sich von X und Facebook zu trennen, zurückgewiesen.
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof hat einen Aufruf, sich von X und Facebook zu trennen, zurückgewiesen.Raigo Pajula/AFP

Fünf zivilgesellschaftliche Organisationen haben die niederländische Regierung aufgefordert, sich von Elon Musks X und den Meta-Plattformen Facebook und Instagram zu trennen. Sie veröffentlichten ihren Aufruf drei Tage nachdem Meta-Chef Mark Zuckerberg angekündigt hatte, die Faktenüberprüfung auf den Plattformen seines Konzerns in den USA abzuschaffen.

„Noch nie war es so klar wie jetzt: Unternehmen haben nur den Blick auf die eigene Tasche und streben unverschämt nach politischer Macht. Sie stellen daher eine Gefahr für unseren demokratischen Rechtsstaat und unsere Freiheit dar“, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Aufruf. Die jüngste Entscheidung von Meta bedeutet, dass sich das Unternehmen für „Toleranz gegenüber intoleranten Menschen“ entschieden habe, behaupten sie. Durch solche Schritte, so die Organisationen, finde die öffentliche Debatte zunehmend „unter den Bedingungen großer Big-Tech-Unternehmen“ statt, die „keine Rücksicht“ auf Nutzer nehmen. „Für sie zählt nur die Gewinnmaximierung, was zu einer enormen Polarisierung führt“, argumentieren die Organisationen, die den Aufruf unterzeichnen, darunter der Internet-Watchdog Bits of Freedom und das Forschungsinstitut WAAG Futurelab, und die im Bereich der digitalen Entwicklungen tätig sind.

Niederländische Regierung weist Aufruf zurück

Die Regierung der Niederlande werde dem Aufruf vorerst nicht nachkommen, antwortete Premierminister Dick Schoof am Freitag, wie der öffentliche Rundfunk NOS berichtet. „Ich denke, die niederländische Regierung würde ein wichtiges Kommunikationsmedium verlieren, wenn wir uns entscheiden würden, Meta oder anderen Gruppen nicht beizutreten.“

Schoof sagt zwar, dass die Regierung bei der Entwicklung der Inhaltsmoderation von Online-Plattformen „am Puls der Zeit bleibt“. Er gehe jedoch davon aus, dass sich Social-Media-Unternehmen an europäische Vereinbarungen halten werden, etwa an den Digital Services Act, der Werbemöglichkeiten einschränkt und sie zu Eingriffen bei illegalen Inhalten verpflichtet.

Meta-Chef Mark Zuckerberg hatte am Dienstag angekündigt, das Faktencheck-Programm seines Unternehmens in den USA abzuschaffen. Die unabhängige Faktenüberprüfung soll durch ein System der „Community-Notes“ ersetzt werden, bei dem Nutzer unter einem Beitrag einordnenden Kontext hinzufügen können. Er begründete seine Entscheidung damit, dass „Faktenprüfer einfach politisch zu voreingenommen“ gewesen seien und „besonders in den USA mehr Vertrauen zerstört als geschaffen haben“. Es gebe keine unmittelbaren Pläne, die Überprüfung von Fakten durch Dritte auch in der EU abzuschaffen, erklärte der Konzern am vergangene Mittwoch.