Teil des „Golden Domes“

Neue Technik: U.S. Space Force will ballistische Raketen in der Erdatmosphäre abfangen

Die U.S. Space Force treibt die Pläne für den „Golden Dome“ voran: Mit weltraumgestützten Abfangsystemen sollen ballistische Raketen bereits kurz nach dem Start in der Erdatmosphäre zerstört werden.

Die Erdatmosphäre bei Sonnenaufgang. Die USA wollen künftig mit modernerer Technik Raketen beim Eintritt in die Atmosphäre abfangen.
Die Erdatmosphäre bei Sonnenaufgang. Die USA wollen künftig mit modernerer Technik Raketen beim Eintritt in die Atmosphäre abfangen.Simone Brand/imago

Die U.S. Space Force sucht derzeit nach fortschrittlichen Technologien für weltraumgestützte Abfangsysteme, die ballistische Raketen während ihrer Boost-Phase innerhalb der Atmosphäre abfangen können. Das geht aus einer entsprechenden Ausschreibung im Rahmen des Small Business Innovation Research (SBIR)-Programms hervor, über die das Fachmagazin Defense News am Dienstag berichtete.

„Das angestrebte Ergebnis ist die Entwicklung und Integration von Hoch-G-Antriebssystemen, fortschrittlichen Suchköpfen sowie Abfangsystemen mit geringem SWaP-Profil (Größe, Gewicht und Energiebedarf), die in Raumfahrzeuge integriert sind, für … SBI-Architekturen (space-based interceptor), die schnelle Zeitabläufe von der Erkennung bis zum Abfangen unterstützen“, heißt es in der SBIR-Ausschreibung, die am 7. Januar geöffnet wird und am 28. Januar endet.

Pläne gehören zum „Golden Dome“-Raketenabwehrprogramm

Anfang dieses Monats veröffentlichte die Space Force bereits eine Ausschreibung für weltraumgestützte Midcourse-Abfangsysteme, die Raketen während ihrer Flugphase im Weltraum zwischen dem Start und dem Wiedereintritt in die Atmosphäre bekämpfen sollen. Boost-Phase-Abfangsysteme zielen hingegen darauf ab, Raketen während ihres langsameren und verwundbareren Steigflugs zu zerstören, wenn die Trägerraketen nach dem Start erst Geschwindigkeit aufnehmen.

Beide weltraumgestützte Abfangsysteme sind ein zentraler Bestandteil des umfangreichen „Golden Dome“-Raketenabwehrprogramms der Trump-Regierung zum Schutz der Vereinigten Staaten. US-Präsident Donald Trump hatte im Januar 2025 ehrgeizige Pläne für ein landesweites Raketenabwehrsystem namens „Golden Dome“ angekündigt. Das Projekt soll die USA vollständig vor ballistischen Raketen, Hyperschallwaffen und anderen Bedrohungen schützen – inspiriert vom israelischen „Iron Dome“, jedoch in deutlich größerem Maßstab.

Trump unterzeichnete eine entsprechende Executive Order und beauftragte das Pentagon mit der Entwicklung. Experten schätzen die Kosten auf mehrere hundert Milliarden bis über eine Billion Dollar.

Diese neuen Fähigkeiten sollen die Abfangsysteme mitbringen

Die Space Force vergab laut Defense News kürzlich mehrere kleinere Verträge für Prototypen weltraumgestützter Boost-Phase-Abfangsysteme. Die neue Ausschreibung deute jedoch darauf hin, dass der Dienst auch stark an Forschung zu fortschrittlichen Abfangsystemen interessiert ist. Das Problem bestehender Raketenabwehrsysteme besteht laut der Forscher darin, dass sie zu groß und zu teuer sind. „Vorgeschlagene Lösungen sollten aufzeigen, wie eine vergleichbare oder höhere Leistungsfähigkeit in einem deutlich kleineren System erreicht werden kann“, heißt es in der Ausschreibung.

Die Space Force stellt sich demnach Boost-Phase-Abfangsysteme vor, die Raketen in einer Höhe von weniger als 120 Kilometern über der Erdoberfläche treffen können. Die Abfangzeit soll dabei unter 180 Sekunden liegen. Der Antrieb des neuen Abfangsystems soll einen hohen Schub sowie eine schnelle Beschleunigung von mindestens sechs Kilometern pro Sekunde ermöglichen, wie aus der Ausschreibung hervorgeht.

Die U.S. Space Force ist eine eigenständige Teilstreitkraft der US-Streitkräfte, die im Jahr 2019 gegründet wurde und für militärische Operationen im Weltraum zuständig ist. Zu ihren Aufgaben gehören der Schutz von US-Satelliten, die Weltraumlageerfassung, die Unterstützung anderer Streitkräfte durch Navigation, Kommunikation und Frühwarnsysteme sowie die Entwicklung von Fähigkeiten zur Abschreckung und Verteidigung gegen Bedrohungen aus oder im Weltraum.

Sie ist organisatorisch dem US-Luftwaffenministerium unterstellt, ähnlich wie das Marine Corps dem Marineministerium.