Reisen

Neue EU-Einreiseregeln erzürnen Briten, US-Amerikaner – und vor allem Donald Trump

Ab 2024 müssen sich Bürger aus 61 Ländern, für die keine Visumpflicht gilt, online registrieren, um in die EU zu reisen. Vor allem in den USA und Großbritannien ist der Ärger groß. 

Für die Einreise in die EU müssen sich Reisende künftig online registrieren. 
Für die Einreise in die EU müssen sich Reisende künftig online registrieren. Manfred Segerer/imago

Die neuen Einreisebestimmungen der EU sorgen derzeit für Furore unter britischen und US-amerikanischen Social-Media-Nutzern und haben sogar den US-Wahlkampf erreicht. Die EU hatte Ende Juli auf ihrer offiziellen Reisewebseite das Europäische Reiseinformations- und -genehmigungssystem (ETIAS) vorgestellt. Demnach müssen Reisende aus 61 Ländern, die von der Visumpflicht befreit sind, ab Anfang 2024 eine Einreisegenehmigung über ein Formular beantragen.

Die Regelung gilt neben Großbritannien und den USA zum Beispiel für Kanada, die Schweiz oder Brasilien. Alles in allem kostet die ETIAS-Genehmigung sieben Euro oder etwa acht Dollar pro Person und ist vergleichbar mit dem „Electronic System for Travel Authorization“ (ESTA) in den USA. 

Donald Trump will ETIAS verhindern, wenn er Präsident wird

Reisende aus der EU müssen sich seit 15 Jahren über ESTA registrieren, um sich bis zu 90 Tage ohne Visum in den USA aufhalten zu dürfen. Die Registrierung kostet derzeit 21 Dollar. Wie bei ETIAS muss man auch bei ESTA Angaben zum Beispiel zu Geburtsdaten, seinem Beruf oder früheren Reisezielen machen. 

Obwohl also die Einreise in die USA für EU-Bürger das Doppelte kostet als andersrum, sorgen die neuen Regeln in den USA für heftige Reaktionen von Unverständnis bis Wut. Ex-Präsident Donald Trump hatte bereits auf seiner selbst gegründeten Social-Media-Plattform Truth Social angekündigt, die Regelungen nicht in Kraft treten zu lassen, wenn er Präsident werde. Die EU habe „keinen Respekt für die Vereinigten Staaten", schreibt er weiter. „Wir geben denen alles, inklusive militärischer Unterstützung, und jetzt müssen wir zahlen, um dort hinzureisen.“

Britische Boulevard-Blätter stürzen sich auf das Thema

Viele Nutzer von Twitter (jetzt X) scheinen aber auch schlicht nicht zu verstehen, dass es sich bei ETIAS nicht um ein Visum, sondern lediglich um eine Online-Registrierung handelt. Außerdem scheint ihnen nicht bewusst zu sein, dass die ESTA-Registrierung viel teurer ist – oder dass sie überhaupt existiert. Der Nutzer Jim Straub etwa schreibt: „Warum fangen wir (die USA) nicht an, von den europäischen Bürgern Visa für die Einreise in unser Land zu verlangen - fair ist fair.“

Auch unter britischen Twitter-Nutzern sorgt ETIAS für heftige Diskussionen. „Die EU tut alles, um die Briten zu verärgern... Das völlig illiberale, undemokratische, autoritäre Gesicht der EU-Kommission“, schreibt ein Nutzer. Die Boulevardzeitung Mail on Sunday bezeichnete die neuen Einreisebestimmungen als „Big-Brother-Visas.“ Auf der anderen Seite sind viele Briten auf Twitter davon überzeugt, dass ETIAS dazu beitragen wird, dass Großbritannien den Brexit rückgängig macht. 

Derweil hat ETIAS – oder vielmehr das falsche Verständnis der Regelung – laut einem Bericht der Welt bereits jetzt einen Einfluss auf das Reiseverhalten von britischen und US-amerikanischen Bürgern. Demnach suchten etwa US-amerikanische Benutzer des Reiseportals Expedia in den vergangenen Wochen für den Zeitraum vor dem Oktoberfest außergewöhnlich oft nach Hotels in München. Auch in Großbritannien seien die Suchanfragen auf Buchungsportalen rund um das Oktoberfest deutlich gestiegen.