Politik

„Merz sollte Haftbefehl hören“: Juso-Chef wirbt für mehr Realitätssinn in der Politik

Juso-Vorsitzender Philipp Türmer verteidigt Rapper Haftbefehl und will seine Texte im Schulunterricht sehen. Auch Kanzler Merz könne daraus etwas über Lebensrealität lernen.

Philipp Türmer, Bundesvorsitzender der Jusos, spricht beim SPD-Bundesparteitag.
Philipp Türmer, Bundesvorsitzender der Jusos, spricht beim SPD-Bundesparteitag.Kay Nietfeld

Juso-Chef Philipp Türmer hat sich in die Diskussion um den Rapper Haftbefehl eingeschaltet – und dabei überraschend Bundeskanzler Friedrich Merz ins Spiel gebracht. „Ich finde, auch Friedrich Merz sollte ein bisschen mehr Haftbefehl hören“, sagte Türmer dem Focus. Die Musik des Offenbacher Rappers sei nicht nur relevant für Jugendliche, sondern könne auch Politikern helfen, die Realität vieler Menschen besser zu verstehen.

Hintergrund ist eine Debatte in Hessen: Der Stadtschüler:innenrat Offenbach hatte nach dem Erscheinen der Netflix-Dokumentation „Babo – Die Haftbefehl-Story“ vorgeschlagen, das Leben und die Texte des Musikers im Unterricht zu behandeln. Das hessische Kultusministerium lehnte den Vorstoß allerdings ab – zu kontrovers, hieß es sinngemäß.

„Die Texte sind echt“

Türmer stellte sich nun deutlich hinter die Schülervertretung. Haftbefehls Songs erzählten von sozialer Ungleichheit, Gewalt und Chancenlosigkeit – Themen, die viele Jugendliche betreffen. „Die Texte sind echt. Es gibt so viele Jugendliche, die unter genau diesen schwierigen Verhältnissen aufwachsen“, sagte der Juso-Chef. Geprägt von Armut und Kriminalität, aber auch von einer Gesellschaft, „die sich nicht kümmert, weil irgendwelche CDUler bei Deutschland nur an Bad Homburg und nicht an Offenbach denken“.

Mit seiner Forderung will Türmer nach eigenen Worten keine Verherrlichung von Gewalt, sondern eine ehrliche Auseinandersetzung mit Lebensrealitäten anstoßen. Rap, so der SPD-Politiker, sei längst Teil der Jugendkultur – und damit auch ein Teil der politischen Bildung.

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