Berlin

Mehr Gewalt, weniger Geld: Berlin kürzt beim Schutz von Frauen

In Berlin sollen die Mittel für Anti-Gewalt-Projekte sinken – trotz wachsender Fallzahlen. Beratungsstellen warnen vor dramatischen Folgen für Frauen in Not.

Eine Frau hält ihre Hände vor das Gesicht. (Symbolfoto)
Eine Frau hält ihre Hände vor das Gesicht. (Symbolfoto)Fabian Sommer

Trotz steigender Fallzahlen bei häuslicher und sexualisierter Gewalt will der Berliner Senat die Mittel für den Gewaltschutz kürzen. Wie der RBB berichtet, sollen die Zuwendungen ab 2026 pauschal um zwei Prozent sinken. Betroffen sind zahlreiche Projekte, darunter Frauenhäuser und Beratungsstellen. Laut Sozialverwaltung sollen die Einschnitte dazu beitragen, „die Vielfalt der Berliner Frauenprojekte weiterhin abzusichern“. Kritiker sprechen dagegen von einem falschen Signal in einer Zeit wachsender Belastung.

Bei Lara e.V., einer Fachstelle für Frauen, trans, inter und non-binäre Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, sorgt die Entscheidung für Besorgnis. „Wir erwarten Mieterhöhungen, Tariferhöhungen, neue Einstufungen – all das wird künftig nicht mehr mitfinanziert“, sagt Geschäftsführerin Friederike Strack. Die tatsächlichen Kürzungen könnten daher bis zu zehn Prozent betragen. Eine bereits zugesagte Beraterinnenstelle müsse unbesetzt bleiben, berichtet die Einrichtung. „Wenn wir weniger Personal haben, heißt das: Betroffene müssen länger warten – und manche bekommen gar keine Hilfe.“

400 Schutzsuchende pro Monat müssen abgewiesen werden

Die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG e.V.) warnt ebenfalls vor den Folgen. Nach eigenen Angaben müssen derzeit rund 400 Frauen pro Monat an der Hotline abgewiesen werden, weil in Berlin weiterhin etwa die Hälfte der gesetzlich geforderten Frauenhausplätze fehlt. Auch Projekte zu digitaler Gewalt, deren Fälle zuletzt deutlich zunahmen, werden vorerst gestoppt. „Wenn Hilfe zu spät kommt, kann das im schlimmsten Fall tödlich enden“, sagt Strack.

Die Senatsverwaltung verweist auf finanzielle Unterstützung durch den Bund. Mit dem neuen Gewalthilfegesetz, das ab 2027 greifen soll, sollen Länder und Kommunen künftig zusätzliche Mittel für Schutzmaßnahmen erhalten. Wie hoch die Unterstützung ausfallen wird, ist allerdings noch unklar. Bis dahin müssen die Berliner Beratungsstellen mit weniger Geld auskommen – während die Zahl der Frauen, die Schutz suchen, weiter steigt.