Spanien

Rubiales nach Kuss-Übergriff gesperrt: Fußball-Männer solidarisieren sich

Die FIFA hat Verbandschef Luis Rubiales vorläufig gesperrt, die Solidarität mit Weltmeisterin Hermoso wächst – auch die männlichen Spieler positionieren sich deutlich.

Sevillas argentinischer Stürmer (Nr. 05) Lucas Ocampos trägt – wie einige seiner Kollegen – ein Trikot mit der Aufschrift „se acabó“ (es ist vorbei) vor dem Spiel zwischen dem FC Sevilla und dem FC Girona am Samstag.
Sevillas argentinischer Stürmer (Nr. 05) Lucas Ocampos trägt – wie einige seiner Kollegen – ein Trikot mit der Aufschrift „se acabó“ (es ist vorbei) vor dem Spiel zwischen dem FC Sevilla und dem FC Girona am Samstag.Cristina Quicler/AFP

Der Skandal um den spanischen Verbandschef Luis Rubiales, der nach dem gewonnenen WM-Finale die Stürmerin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst hatte, hat ein Erdbeben im spanischen Fußball ausgelöst.

In den vergangenen Tagen hatten nicht nur spanische Nationalspielerinnen Solidarität mit Hermoso gezeigt. Auch internationale Fußballerinnen hatten sich empört zum Vorfall geäußert, so zum Beispiel die DFB-Frauen: „Team Deutschland steht mit dir“, hieß es etwa am Samstag in einer Instagram-Story, die vom Account des Teams der DFB-Frauen gepostet wurde: „@jennihermoso & Team, du hast unsere volle Unterstützung!“

Die Botschaft der DFB-Frauen auf Instagram.
Die Botschaft der DFB-Frauen auf Instagram.Instagram

Am Tag der vorläufigen Suspendierung von Rubiales durch die Fifa zeigten auch die männlichen La-Liga-Spieler Solidarität mit ihrer Kollegin: Die Spieler von Cádiz trugen vor Beginn des Spiels gegen Almeria ein Transparent mit der Aufschrift „Wir sind alle Jenni“, während viele Fans auf der Tribüne „Rubiales, Rücktritt!“ riefen. Es war die erste Männerfußballmannschaft, die sich auf dem Spielfeld öffentlich gegen Rubiales positionierte. Das Video der Cádiz-Spieler, die das Transparent mit der eindeutigen Botschaft im Stadion Nuevo Mirandilla ausrollen, ging in den sozialen Medien viral, wie auch der Hashtag #TodosSomosJenni. Viele Nutzer feierten die Cádiz-Spieler für ihre Geste.

In einem weiteren La-Liga-Spiel zeigte auch Sevilla seine Solidarität mit Jenni Hermoso. Die Spieler betraten das Spielfeld im Ramón Sánchez-Pizjuán-Stadion mit T-Shirts, auf denen der Hashtag #SeAcabó (es ist vorbei) zu lesen war.

Ähnliche Aktionen von Spielern und Fans gab es am Samstag auch auf weiteren Fußballplätzen in Spanien.

Inzwischen haben sich verschiedene Vertreter an der Spitze des spanischen Fußballs geäußert, die zuvor kritisiert worden waren, weil sie den Vorfall – und die Reaktion von Rubiales, nicht sofort verurteilt hatten. Nationaltrainer Luis de la Fuente schrieb etwa in einem Kommuniqué an die Nachrichtenagentur Europa Press: „Ich verurteile vorbehaltlos das falsche und unangebrachte Verhalten des Präsidenten des RFEF.“

Barcelona-Coach Xavi Hernánde verurteilte das Verhalten des suspendierten Präsidenten des Nationalverbandes als „völlig inakzeptabel“, erklärte sich mit Hermoso solidarisch und meinte, er sei „traurig“ darüber, dass der Skandal den WM-Triumph überschattet habe. „Darüber wird überhaupt nicht mehr geredet, und dabei ist das ein historischer Erfolg.“

Jennifer Hermoso äußert sich deutlich: Es war ein Übergriff

In einer ausführlichen Erklärung hatte Hermoso geschrieben, dass sie sich beim Kuss als „Opfer eines Übergriffs“ gefühlt habe. Sie beschrieb den Kuss als „einen impulsiven, machohaften Akt, der unangebracht war und dem sie nicht zugestimmt habe“. Auf Instagram betonte sie, dass sie einfach nicht respektiert wurde.
Zusätzlich bezichtigte Hermoso Rubiales, die Unwahrheit zu erzählen. Sie betonte, dass die Erklärungen von Rubiales zu dem Vorfall „kategorisch falsch“ seien und dass sie Teil einer manipulativen Kultur seien, die er selbst geschaffen habe.

Trotz der scharfen Kritik, die immer mehr auch aus der Fußballwelt kommt, und trotz der 90-tägigen Suspendierung von der FIFA, die auch ein Disziplinarverfahren eingeleitet hat, lehnt Rubiales bisher einen Rücktritt ab. Fast das gesamte Trainerteam von Jorge Vilda ist bereits aus Protest gegen das Verhalten von Rubiales zurückgetreten. Auch die Spielerinnen der spanischen Nationalmannschaft haben angekündigt, nicht mehr anzutreten, bis die Führungsspitze im Frauenfußball ausgetauscht ist.
(Mit DPA)