Nahost

Libanon: Israel greift Stadtverwaltung von Nabatäa an, Bürgermeister tot

Bei einem Angriff auf ein Gebäude der Stadtverwaltung in Nabatäa im Südlibanon sollen 16 Menschen getötet und mehr als 50 weitere verletzt worden sein.

Die Stadt Nabatäa und ihre Umgebung werden von schweren Luftschlägen getroffen.
Die Stadt Nabatäa und ihre Umgebung werden von schweren Luftschlägen getroffen.Abbas Fakih/AFP

Der Bürgermeister von Nabatäa, Ahmad Kahil, ist einer von mindestens 16 Menschen, die am Mittwoch bei israelischen Angriffen auf das Gemeindegebäude der südlibanesischen Stadt getötet worden sind. Das teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Einer Meldung der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge gab es mindestens sieben Luftschläge auf die Stadt.

Es handelte sich um den größten Angriff auf ein offizielles libanesisches Staatsgebäude seit Beginn der israelischen Luftangriffe. Die israelischen Angriffe haben den Vereinten Nationen zufolge immer „schwerwiegendere Auswirkungen auf zivile Infrastrukturen und die Zivilbevölkerung“. Gesundheitseinrichtungen, Moscheen, historische Märkte, Wohnkomplexe und nun auch Regierungsgebäude würden in Schutt und Asche gelegt, hieß es in einer Erklärung des UN-Nothilfebüros Ocha. Vertriebene Familien fühlten sich weiterhin gefährdet, auch wenn sie bereits in vermeintlich sichere Gebiete geflohen seien.

Die Mehrheit der Bevölkerung von Nabatäa hatte die Gegend vor dem jüngsten Angriff bereits verlassen. Laut der Gouverneurin Howaida Turk befanden sich jedoch Bürgermeister Kahil und andere Mitarbeiter noch in der Stadt, um Krisensitzungen abzuhalten, bei denen es um die humanitäre Situation im Südlibanon gegangen sei.

Ahmad Kahil (Mitte), Bürgermeister von Nabatäa, inspiziert die Schäden nach einem israelischen Luftangriff am vergangenen Samstag.
Ahmad Kahil (Mitte), Bürgermeister von Nabatäa, inspiziert die Schäden nach einem israelischen Luftangriff am vergangenen Samstag.Abbas Fakih/AFP

Der geschäftsführende Regierungschef Libanons, Nadschib Mikati, bezeichnete den jüngsten Angriff als „Verbrechen“, das Verwaltungsgebäude sei „absichtlich“ getroffen worden. Zudem stellte Mikati die Forderung nach einem Waffenstillstand durch die UN infrage. „Was kann den Feind von seinen Verbrechen abhalten, die so weit gehen, dass er Friedenstruppen im Süden ins Visier nimmt?“, sagte er. „Welche Lösung kann angesichts dieser Realität erhofft werden?“

Das israelische Militär teilte hingegen mit, es habe Dutzende terroristische Ziele der Schiitenmiliz Hisbollah im Gebiet Nabatäas angegriffen und unterirdische Infrastruktur der Eliteeinheit Radwan im Süden des Libanons zerstört. „Das Tunnelnetzwerk befand sich im Herzen einer Stadt, unter den Häusern libanesischer Zivilisten, die von Hisbollah-Terroristen genutzt wurden, die die zivile Infrastruktur zynisch ausnutzten“, teilte die IDF am Mittwochnachmittag mit.