Immer mehr US-Amerikaner bezweifeln die Aufrichtigkeit, mit der Unternehmen den Pride-Monat unterstützen. Das zeigt eine aktuelle Analyse des nicht staatlichen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center. Demnach vermuten viele Befragte wirtschaftliche Motive oder äußeren Druck hinter dem Engagement – nicht etwa echte Überzeugung.
Unter den im Januar befragten LGBTQ-Erwachsenen glauben demnach 68 Prozent, dass Unternehmen Pride vor allem unterstützen, weil es gut fürs Geschäft sei. 35 Prozent gehen davon aus, dass Firmen sich dazu gedrängt fühlen, lediglich 16 Prozent sehen echtes Engagement. Auch unter nicht-LGBTQ-Befragten, die im Februar befragt wurden, überwiegt die Skepsis: 54 Prozent nennen wirtschaftliche Gründe, 45 Prozent äußeren Druck und nur 13 Prozent echte Überzeugung.
Die Umfrage offenbart auch eine deutliche parteipolitische Spaltung: 61 Prozent der nicht-LGBTQ-Republikaner sind überzeugt, dass Unternehmen sich nur unter Druck an Pride beteiligen – bei nicht-LGBTQ-Demokraten sind es nur 30 Prozent. Ebenso glauben deutlich mehr Republikaner, dass kaum ein Unternehmen aus Überzeugung handelt (63 Prozent gegenüber 37 Prozent bei den Demokraten).
Trumps Kampf gegen den „Woke-Virus“: Konzerne machen DEI-Rückzieher
Derzeit zieht sich eine wachsende Zahl von Unternehmen aus der aktiven Unterstützung von Pride-Veranstaltungen zurück. Laut dem US-amerikanischen Nachrichtenportal Axios reduzieren rund 40 Prozent ihr Engagement in diesem Jahr – unter anderem in Städten wie New York, Washington D.C., Philadelphia und Columbus. Hintergrund ist teils politischer Druck der Trump-Bewegung, die gegen sogenannte DEI-Initiativen (Diversity, Equity, Inclusion) mobil macht.
Während seines Wahlkampfs hatte Trump versprochen, den „Woke-Virus“ zu bekämpfen, wie er und seine Anhänger Initiativen zur Förderung von Vielfalt beschreiben. Nach seinem Amtsantritt im Januar wies er Ministerien und Bundesbehörden an, sämtliche Programme zu streichen, die Diversität, Gleichstellung und Inklusion fördern. Mehrere US-Konzerne - darunter Amazon, Facebook, McDonald’s, Walmart und viele weitere - haben kurz darauf ihre Diversity-Programme zurückgefahren oder abgeschafft.
Kritik am „Regenbogenkapitalismus“
Zugleich wächst die gesellschaftliche Debatte um „Regenbogenkapitalismus“ – also den Vorwurf, Unternehmen würden LGBTQ-Symbole und -Sprache vor allem aus Marketinggründen nutzen. Während viele Pride-Veranstaltungen auf Sponsorengelder angewiesen sind, zeigen die Pew-Daten, dass breite Bevölkerungsschichten die Unternehmensunterstützung zunehmend als oberflächlich empfinden.
Die Umfrageergebnisse basieren auf zwei getrennten Erhebungen: 3959 LGBTQ-Erwachsene wurden vom 8. bis 19. Januar befragt, 4740 nicht-LGBTQ-Erwachsene zwischen dem 10. und 17. Februar. Veränderungen in der öffentlichen Meinung nach diesen Zeitpunkten sind nicht ausgeschlossen.


