Der US-amerikanische Rap-Superstar Ye (früher Kanye West) will laut eigenen Aussagen nicht mehr gegen Juden hetzen. „Ich habe mit Antisemitismus abgeschlossen“, schrieb der 47-jährige Musikproduzent zu Beginn von einer Reihe von Beiträgen auf der Onlineplattform X. Er fügte hinzu: „Ich liebe alle Menschen. Gott vergib mir den Schmerz, den ich verursacht habe. Ich vergebe denen, die mir Schmerz zugefügt haben. Danke, Gott.“
Wie es zu dem Sinneswandel kam, ist nicht eindeutig klar. Aber Ye, alias Kanye West, verwies auf seine Kinder, denen er in Zukunft offenbar ein besseres Vorbild sein möchte. „Ich habe einfach ein FaceTime von meinen Kindern bekommen und möchte die Welt wieder retten“, schrieb er in einem anderen Post. „Frieden teilen. Liebe teilen.“
Hintergrund: Der Musiker hat mit Kim Kardashian vier gemeinsame Kinder, die hin und wieder Thema in teilweise öffentlich ausgetragenen Streitereien sind. Immer wieder wirft er seiner Ex-Frau vor, ihr alleiniges Sorgerecht zu missbrauchen und ihm einen regelmäßigen Kontakt zu North, Saint, Chicago und Psalm zu verwehren.
I am done with antisemitism
— ye (@kanyewest) May 22, 2025
Menschenrechtler glauben Kanye West nicht
Obwohl Ye behauptet, er setze nun auf Liebe statt Antisemitismus, glaubt die Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League nicht, dass der Rapper sein Verhalten geändert hat. Das Musikmagazin Billboard zitierte einen Sprecher mit den folgenden Worten: „Tut mir leid, aber wir glauben das nicht. Wir haben solche Entschuldigungsversuche von Kanye schon einmal erlebt, nur um ihn immer wieder zurückrudern zu lassen“.
Der Rapper sorgte mit antisemitischen Beiträgen auf X und öffentlichen Auftritten immer wieder für Empörung. Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, veröffentlichte er einen Song mit dem unzweideutigen Titel „Heil Hitler“. Darin inszeniert Ye als Opfer der medialen Aufregung. In dem Text heißt es unter anderem: „Niggas see my twitter, but they don’t see how I be feelin’. So I became a Nazi – yeah, bitch, I’m the villain“. Das Lied ist mittlerweile auf den meisten Streaming-Plattformen, darunter YouTube und Spotify, gesperrt, nachdem er schnell die Charts erklommen hatte.
Kanye West: „Ich liebe Hitler“
Bereits am 7. Februar 2025 fiel Ye mit Sympathiebekundungen für Hitler auf. „Ich liebe Hitler, was jetzt Bitches“, postete er auf X. Dann nahm er die Entschuldigung für seine vergangenen antisemitischen Tiraden zurück, indem er weiter ausführte: „Ich werde mich niemals für meine jüdischen Kommentare entschuldigen.“ Der Account ist mittlerweile gelöscht.
Auf der Website des Modelabels Yeezy war zeitweise außerdem nur ein einziger Artikel zu kaufen. Unter dem Titel „HH-01“ – wohinter sich möglicherweise der Code für den Hitlergruß versteckt – wurde ein weißes T-Shirt mit einem schwarzen Hakenkreuz-Motiv für knapp 20 Euro angeboten. In Deutschland ist das Tragen eines Hakenkreuzes verboten. Die Website des Shops ist inzwischen nicht mehr aufrufbar.
Im Oktober 2022 fiel Ye schrieb Ye auf seinem X-Account, damals noch Twitter: „I’m going death con 3 on Jewish People“. Laut der Website des American Jewish Committee war damit wohl eine „dunkle und möglicherweise verwirrte Anspielung auf den Zustand der Verteidigungsbereitschaft (DEFCON)“ gemeint, ein Begriff des US-Militärs für erhöhte Bereitschaft im Angesicht einer Bedrohung.
Im selben Monat präsentierte er während der Paris Fashion Week ein Kleidungsstück, das für Diskussionen sorgte: ein Shirt mit der Aufschrift „White Lives Matter“. West trug selbst ein solches Shirt, ebenso wie die rechte Kommentatorin Candace Owens. Die Organisation Anti-Defamation League stufte den Satz als rassistische Reaktion auf die „Black Lives Matter“-Bewegung ein, die sich für die Rechte schwarzer Menschen einsetzt. Kanye West selbst sah das in einem Interview mit dem Sender Fox News anders. „Die Antwort auf die Frage, warum ich ‚White Lives Matter‘ auf ein T-Shirt geschrieben habe, ist, weil sie es tun“, sagte er schlicht.


