Ausland

Kanadas neuer Premier Carney verlangt Respekt von Trump: „Werden niemals Teil der USA sein“

Kanadas neuer Premier Mark Carney wendet sich in seiner Antrittsrede erneut gegen Trumps Annexionspläne.

Kanadas neuer Premierminister Mark Carney hält am Freitag nach der Vereidigungszeremonie in der Rideau Hall in Ottawa eine Pressekonferenz ab.
Kanadas neuer Premierminister Mark Carney hält am Freitag nach der Vereidigungszeremonie in der Rideau Hall in Ottawa eine Pressekonferenz ab.Adrian Wyld /The Canadian Press/AP

Der neue kanadische Premierminister Mark Carney hat sich in seiner Antrittsrede erneut gegen die Drohungen von US-Präsident Donald Trump gewandt. Kanada werde „niemals, in keiner Weise, Form oder Gestalt, Teil der Vereinigten Staaten sein“, sagte Carney am Freitag in Ottawa nach seiner Vereidigung. Kanada „erwarte Respekt“ von den USA, fügte er hinzu und äußerte gleichzeitig die Hoffnung, dass seine Regierung Wege finden könne, mit der Trump-Administration zusammenzuarbeiten.

Zuvor hatte der 59-Jährige fünf Tage nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der liberalen Partei seinen Amtseid als Nachfolger des seit 2015 amtierenden Justin Trudeau abgelegt. Den Eid nahm Carney Generalgouverneurin Mary Simon ab, die offizielle Stellvertreterin des britischen Königs Charles III., der Kanadas Staatsoberhaupt ist. Seine Priorität werde der Schutz der Kanadier vor „ungerechtfertigten Handelssanktionen aus dem Ausland sein“, sagte er mit Blick auf die von den USA verhängten und angedrohten Strafzölle gegen sein Land.

Carney an Trump: Im Handel, wie auch im Eishockey, wird Kanada gewinnen

Bereits kurz nach seinem Wahlsieg am Sonntag betonte er in einer Rede, dass sich die Amerikaner sich nicht täuschen lassen sollten. „Im Handel, wie auch im Eishockey, wird Kanada gewinnen.“ Carney sagte, dass Trump mit seinen Drohungen „kanadische Arbeitnehmer, Familien und Unternehmen angreift“ und betonte, dass „wir ihm keinen Erfolg gönnen können“. Er sagte, seine Regierung werde die Zölle auf US-Importe aufrechterhalten, „bis die Amerikaner uns Respekt erweisen“.

Das traditionell freundschaftliche Verhältnis zwischen den USA und Kanada hatte sich angesichts von Trumps Verhalten seit seinem Amtsantritt am 20. Januar massiv verschlechtert. Zum einen äußerte Trump in den vergangenen Wochen mehrfach den Wunsch, Kanada solle der 51. Bundesstaat der USA werden. Zum anderen verfolgt der US-Präsident eine aggressive Zollpolitik gegen den nördlichen Nachbarn.

Kanadas neuer Premierminister Carney strebt Zusammenarbeit mit Trump an

Zum Verhältnis zum Nachbarstaat sagte Carney zugleich, er respektiere die USA und hoffe, seine Regierung werde einen Weg zur „Zusammenarbeit“ mit der Trump-Regierung finden. Bereits am Mittwoch hatte Carney mit Blick auf den US-Präsidenten Gesprächsbereitschaft geäußert. Voraussetzung hierfür sei, „dass die kanadische Souveränität respektiert wird und wir an einem gemeinsamen Ansatz arbeiten“, sagte er.

Carney war am Sonntag von der regierenden Liberalen Partei zum Nachfolger von Trudeau als Parteichef gewählt worden. Er hatte die kanadische Zentralbank Bank of Canada geleitet, später wurde er Chef der britischen Zentralbank Bank of England - als erster Ausländer in der Geschichte. Bis vor Kurzem war er als UN-Sondergesandter für die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen tätig gewesen. Carney wurde nie in ein öffentliches Amt gewählt und hat derzeit keinen Sitz im kanadischen Parlament, was eine absolute Seltenheit darstellt.

Als Premierminister könnte Carney allerdings eine kurze Amtszeit bevorstehen. Noch in diesem Jahr wird das Parlament in Ottawa neu gewählt. Sollten die oppositionellen Konservativen gewinnen, würden sie künftig den Premier stellen. Wie aus Regierungskreisen verlautete, dürfte Carney die Neuwahlen bereits in den kommenden Tagen ausrufen. Als möglicher Zeitraum für einen Wahltermin werden demnach Ende April oder Anfang Mai gehandelt.