Die Heizung runterdrehen, seltener duschen und kuschelige Hausschuhe tragen – mit ein paar einfachen Tricks lassen sich Wasser und Energie sparen. Die Sparmaßnahmen sind vielleicht gut fürs Portemonnaie, doch sind sie es auch für die Gesundheit? Experten erklären, ab wann das Sparen ungesund wird.
Aufs Heizen verzichten?
„Aus Angst vor zu hohen Nebenkosten würden manche Menschen gern ganz aufs Heizen verzichten“, berichtet Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt. Er rät allerdings dringend davon ab: „Ein Mindestmaß an Heizen und Lüften muss sein“, so der Experte für Innenraumlufthygiene. Denn: „Beim Kochen, Duschen, Wäschetrocknen oder auch nur beim Atmen produzieren wir Feuchtigkeit – und kalte Luft kann diese schlechter aufnehmen als warme Luft.“ Daher steige das Risiko für Schimmelbildung an Wänden in genutzten Wohnräumen schon bei 16 bis 18 Grad Celsius massiv. „Schimmel kann bestehende Allergien verstärken und neue Allergien auslösen“, so Moriske. Mit stundenlangem Lüften könne man zwar die Luftfeuchtigkeit verringern, doch im Winter sei das auch keine Option. Er empfiehlt für Wohnzimmer 19 bis 20 Grad, für Schlafzimmer 18 Grad und für Büros 19 Grad. Bei diesen Temperaturen steige das Schimmelrisiko nicht nennenswert.
Falsch lüften
Angesichts der gestiegenen Preise kann es schon Überwindung kosten, die teuer beheizten Zimmer zu lüften. Dabei ist das nicht nur wichtig, um etwas frische Luft zu bekommen. Der regelmäßige Luftaustausch verhindert auch, dass sich überschüssige Luftfeuchtigkeit an den Wänden absetzt und dort gesundheitsgefährdenden Schimmel bilden kann. Daher empfehlen die Experten, Häuser und Wohnungen mindestens morgens und abends etwa fünf bis zehn Minuten intensiv zu lüften. Am effizientesten ist das Querlüften, wobei alle Fenster und Türen im Wohnbereich geöffnet sind und so ein Durchzug entsteht. Wenig nützlich ist es hingegen, lediglich die Fenster gekippt zu lassen, weil die Räume dann ungewollt von innen nach außen auskühlen. Gleichzeitig kommt aber durch die schmale Kippstellung des Fensters nur wenig frische Luft bis in den Raum.
Kerzen statt Heizung?
Eine Kerze erreicht an ihrer Flamme eine Wärme von 1400 Grad Celsius. Heizen mit Kerzen ist also möglich, jedoch nicht besonders gesund. Denn: Kerzen verbrauchen Sauerstoff im Raum und produzieren Feinstaub. Wenn Sie Ihre Wohnung mit Kerzen, zum Beispiel in Form eines Teelichtofens wärmen, sollten Sie täglich mehrmals lüften.
Wassertemperatur senken
Auch Heizkessel für warmes Wasser verschlingen viel Energie. Darf man hier einfach die Temperatur senken? „Zu empfehlen sind 55 Grad“, sagt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt (UBA). Das sei die Vorlauftemperatur, bei der Legionellen abgetötet werden. Die Bakterien befinden sich generell im Leitungswasser, vermehren sich aber besonders gut bei Temperaturen zwischen 20 und 45 Grad. Legionellen können über Duschaerosole eingeatmet werden und eine Lungenentzündung auslösen. „Die Legionellen-Pneumonie ist keine harmlose Erkrankung“, so Moriske. In einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralem Warmwasserspeicher sollte die Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer auf mindestens 60 Grad eingestellt sein, damit die Wassertemperaturen im Leitungssystem an keiner Stelle auf unter 55 Grad sinken, empfiehlt das UBA.
Kälter duschen
Kalt duschen ist laut Experten keine Gefahr für die Gesundheit, denn durch kaltes Duschen werden sogenannte „hydrotherapeutische Kaltreize“ ausgelöst, die eine durchblutungsfördernde Wirkung haben. „Hydrotherapeutische Kaltreize sind gesund, wenn sie kurzfristig im Temperaturbereich von ca. zwölf bis 16 Grad Celsius angewandt werden, damit ausreichend reflektorische Kaltreaktionen ausgelöst werden. Diese können drei bis vier Stunden nachwirken.“, so Prof. Dr. med. Dieter Melchart, Leiter des Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin und Naturheilkunde in München, gegenüber dem Gesundheitsmagazin Praxis Vita. Auf Herz, Haut, Organe und Psyche habe das kalte Duschen demnach einen positiven Effekt.
Wenn eine Erkältung in Anmarsch ist, sollte man jedoch auf die kalte Dusche lieber verzichten. „Wenn Frieren oder Frösteln vorliegt und trotzdem kalt geduscht wird, kann es zu Erkältungen oder Verschlechterung von bestehenden, chronischen Infekten kommen. Beispielsweise zu einer Nasennebenhöhlenentzündung“, sagt Dr. Melchart.
Weniger heizen ohne auszukühlen
„Raumtemperaturen von 18 bis 19 Grad waren noch vor wenigen Jahrzehnten völlig normal“, sagt Martin Exner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Ein Absenken auf diese Temperaturen sehe er deshalb nicht kritisch. „Kritisch wird es erst dann, wenn man dauerhaft auskühlt. Bei sitzenden Tätigkeiten muss man neben warmer Kleidung vielleicht auch eine Wolldecke für das persönliche Wohlbefinden berücksichtigen“, so Exner. Auch Bewegung zwischendurch helfe. Durch körperliche Aktivität erzeuge der Körper Wärme. „Wer allerdings krank ist, sollte sich besonders schützen.“
Waschlappen statt Dusche
Im Sommer hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit dem Vorschlag, zum Waschlappen zu greifen statt „dauernd“ zu duschen, für Schlagzeilen gesorgt. „Tägliches Duschen, vor allem langes Duschen führt zum Austrocknen und zur Verringerung des Schutzfilms auf der Haut“, sagt der Dermatologe Norbert Brockmeyer von der Ruhr-Universität Bochum. Das tägliche Duschen sei daher eher kritisch zu sehen. Bei Menschen, die nicht gerade Schwerstarbeiter seien, genüge auch das Waschen unter den Achseln und im Intimbereich mit einem Lappen, sofern dieser täglich gewechselt werde. Eine gute Möglichkeit sei auch ein Bidet, das jedoch nur in den wenigsten Haushalten vorhanden sei.
Hände nur noch kalt waschen
In vielen öffentlichen Gebäuden müssen Durchlauferhitzer oder dezentrale Warmwasserspeicher den neuen Energiesparvorgaben zufolge ausgeschaltet werden, wenn das Wasser überwiegend dem Händewaschen dient. Aus Sicht der Hygieneexpertin Maral Miller ist kaltes Wasser dafür unbedenklich: „Es geht zunächst einmal darum, wie wir uns die Hände waschen, also die Handinnenflächen und auch die Fingerzwischenräume, und dass wir dazu Seife verwenden. Keiner wäscht sich mit so heißem Wasser, dass Erreger abgetötet werden – sonst besteht Verbrühungsgefahr“, so die Direktorin des Berliner Vivantes Instituts für Hygiene und Umweltmedizin.
Kuschelige Hausschuhe
Kuschelige Hausschuhe dürften in diesem Winter sicherlich zu den Rennern gehören. Doch erhöhen warme Hausschuhe möglicherweise das Risiko für Fußpilz? „Für gesunde Füße ist die Pflege der Füße entscheidend. Wer lange Zeit Hausschuhe trägt, schwitzt nicht zwingend, auch wenn dies die Gefahr für Fußpilz begünstigen könnte“, erklärt Vivantes-Hygieneexpertin Maral Miller. „Wichtig sind atmungsaktive Schuhe, da gibt es hervorragende Varianten zum Beispiel aus Schurwolle“, ergänzt Dermatologe Norbert Brockmeyer. „Wenn Schweiß nicht entweichen kann, bildet sich eine feuchte Kammer – hier können Pilze hervorragend gedeihen“, so Brockmeyer.
Kühleres Wasser in Schwimmhallen





