TV

„Unter Tränen“: Gauck ringt sich bei Lanz zu Kritik an Israel durch

Der ehemalige Bundespräsident sieht in Israel einen „Herzensfreund“. Trotzdem kritisiert er das Vorgehen Israels scharf.

Joachim Gauck war von 2012 bis 2017 Bundespräsident.
Joachim Gauck war von 2012 bis 2017 Bundespräsident.Rolf Zöllner/epd

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat sich in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ zu Israels Vorgehen im Gazastreifen geäußert. „Es ist für mich ein unverantwortliches Handeln. Und es ist für mich deshalb unverantwortlich, weil es nicht verhältnismäßig ist“, so Gauck.

Es werde zu viel Leid über Unschuldige gebracht, um Schuldige zu bestrafen. Gauck betonte, er verspüre seit jeher eine innere Nähe zu Israel – „die wird nie aus meinem Herzen weichen“. Gerade deshalb sei er „so völlig entsetzt“ über das Handeln der israelischen Regierung unter Regierungschef Benjamin Netanjahu und seiner „wirklich schrecklichen Parteiverbündeten“.

Gauck: Muss Kritik an Israel „rauspressen“

Zunächst äußerte Gauck Verständnis dafür, dass Israel sich nach dem terroristischen Überfall der Hamas vom 7. Oktober habe verteidigen müssen. „Ich stehe nach wie vor dazu, dass Deutschland das letzte Land sein sollte, was die Solidarität mit Israel verlässt, das letzte. Aber das heißt nicht, dass wir zu allem zu schweigen hätten,“ so Gauck.

Mit zittriger Stimme sprach Gauck weiter. Seine Kritik an der israelischen Politk müsse er aus sich „rauspressen. Das sage ich quasi unter Tränen“, so Gauck. Er sprach weiter: „Wenn diejenigen, auf die man so viel Hoffnung gesetzt hat, (...) wenn man dann sieht, dass dieses Land, dem man sich so verbunden fühlt, auf diese Abwege gerät, dann ist da nicht nur Zorn, sondern auch einfach eine tiefe Traurigkeit in einem.“ Trotzdem wolle er sich mit seiner Kritik an Israel nicht zurückhalten. „Wenn du eine Herzensfreundschaft hast, wirst du deinem Herzensfreund manchmal auch Widerspruch zumuten.“

Vor wenigen Tagen wandten sich 28 Länder an Israel, um ein sofortiges Ende des Krieges im Gazastreifen zu fordern. Das Leiden der Zivilbevölkerung habe „ein neues Ausmaß erreicht“, schreiben die Unterzeichner. Weiter heißt es in dem Text, dass Israels Modell für die Bereitstellung von Hilfsgütern gefährlich sei, und es wird verurteilt, dass Zivilisten, die auf der Suche nach Nahrung und Wasser sind, auf „unmenschliche Weise getötet“ worden seien. Die „Verweigerung lebenswichtiger humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung“ durch die israelische Regierung sei inakzeptabel.

Unterzeichnet wurde die Erklärung von zunächst 25 Ländern, unter anderem Italien, Frankreich, Österreich, das Vereinigte Königreich, Belgien und Kanada sowie von der EU-Kommissarin für Gleichstellung und Krisenmanagement. In einer Mitteilung der britischen Regierung sind nun zusätzlich Griechenland, Zypern und Malta aufgeführt. Deutschland gehörte nicht zu den Unterzeichnern.