Israel hat am Samstagabend die Kontrolle über ein Boot propalästinensischer Aktivisten übernommen, das auf dem Weg zum Gazastreifen war. Das israelische Außenministerium erklärte wenig später, die Marine habe das Boot mit dem Namen „Handala“ daran gehindert, „illegal in die Küstenregion vor dem Gazastreifen einzudringen“.
In der Sprache der Aktivisten wird der Vorgang mit drastischen Worten geschildert: Israel habe die „Handala“ angegriffen und 21 Zivilisten „entführt“, schreibt die Organisation Freedom Flotilla Coalition auf ihrer Webseite. Um kurz vor Mitternacht Ortszeit, von den Aktivisten „palästinensische Zeit“ genannt, sei die Übertragung der Kameras an Bord in das Hauptquartier der Organisation abgebrochen, man habe die Kommunikation mit der „Handala“ verloren. Das Boot habe sich in internationalen Gewässern befunden und Lebensmittel, Medikamente, Windeln und Babynahrung an Bord gehabt.
Das israelische Außenministerium erklärte in der Nacht, die „Handala“ sei „sicher auf dem Weg zur israelischen Küste“, alle Passagiere befänden sich „in Sicherheit“.
Anwälte, Gewerkschafter, Journalisten von Al Jazeera an Bord
Bevor die Live-Übertragung der Aktivisten abbrach, waren dort Menschen zu sehen, die auf dem Schiffsdeck saßen, die ihre Hände in die Höhe hielten und das Lied „Bella Ciao“ pfiffen, während die Soldaten die Kontrolle über das Boot übernahmen.
Die „Handala“ hatte am 13. Juli den Hafen Syrakus auf Sizilien verlassen, rund sechs Wochen, nachdem ein anderes Schiff des Aktionsbündnisses vor dem Eintreffen im Gazastreifen von Israel gestoppt worden war. An Bord der „Madleen“ hatte sich unter anderem die schwedische Aktivistin Greta Thunberg befunden.
Diesmal waren laut Angaben der Freedom Flotilla Coalition 21 Aktivisten aus zwölf Ländern an Bord gewesen, darunter Kriegsveteranen, Gewerkschafter, eine EU-Abgeordnete, Menschenrechtsanwälte, eine Krankenschwester und zwei Journalisten des Senders Al Jazeera. Fast alle an Bord stammten aus Europa, den USA oder Australien.
Unabhängig vom Krieg im Gazastreifen riegelt Israel das Palästinensergebiet vom Meer aus strikt ab. Die Blockade war 2007 nach der Machtübernahme der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas eingerichtet worden und wird offiziell auch von Ägypten mitgetragen, das im Süden an den Küstenstreifen grenzt. Die Abriegelung soll dazu dienen, Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden. (mit AFP)



