Iran

Iranische Menschenrechtler: 17-Jährige von Sittenpolizei totgeprügelt

Erneut soll eine junge Frau von den Sittenpolizisten des Mullah-Regimes zu Tode geprügelt worden sein. Behörden sollen versucht haben, den Fall zu vertuschen.

Proteste gegen Polizeigewalt im Iran
Proteste gegen Polizeigewalt im Irandpa/Onur Dogman/SOPA Images via ZUMA Press Wire

Laut einem Bericht der iranischen Menschenrechtsgesellschaft ist im Iran erneut eine junge Frau durch Polizeigewalt gestorben. Sittenpolizisten des Mullah-Regimes sollen den Angaben zufolge die 17-jährige Arnica Kaem Maqami mit einem Schlagstock geprügelt und sie dabei lebensgefährlich verletzt haben. Die junge Frau sei am Sonntag ihren Verletzungen erlegen, hieß es von den Menschenrechtlern.

Den Angaben zufolge sollen Sicherheitsbeamte die 17-Jährige in ein Militärkrankenhaus gebracht haben. Zudem sei erklärt worden, die junge Frau sei aus dem vierten Stock gestürzt. Auch die renommierte Journalistin Natalie Amiri berichtete über den Fall.

In den sozialen Medien löste der Tod der Iranerin große Empörung aus. „Ein Regime, das seine Kinder tötet, hat keine Zukunft“, schrieb Fernsehjournalistin Düzen Tekkal. „Arnica Kaem Maqami hat die Willkür und Tyrannei des Mullah-Regimes nicht überlebt. Wie viele Teenager müssen noch sterben, damit die Welt versteht, dass die Iran-Revolution fällig ist.“

Am 16. September war die 22 Jahre alte iranische Kurdin Mahsa Amini in Polizeigewahrsam gestorben. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.

Proteste im Iran: Regierungssprecher ausgebuht

Auch am Montag protestierten Studierende an verschiedenen Universitäten im Iran gegen den repressiven Führungskurs des Landes, wie iranische Medien berichteten.

Bei einem Vortrag an einer Technischen Universität wurde Irans Regierungssprecher Ali Bahadori Dschahromi von Studierenden ausgebuht. „Hört mir zu, hört mir zu“, rief Dschahromi, wie die Zeitung Shargh berichtete. Mehrfach waren in einem Video auch die Rufe „Tod dem Diktator“ zu hören. Der Regierungssprecher suchte zunächst den Dialog, verließ aber schließlich die Universität. „Zisch ab“, rief die Menge.

An der renommierten Scharif-Universität setzten sich Studierende gegen die obligatorische Geschlechtertrennung in der Kantine zur Wehr. Auf Bildern in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Frauen und Männer auf dem Campus bei einem Picknick zusammensaßen. Die Mensa der Universität war von der Unileitung geschlossen worden, nachdem am Wochenende bereits Studierende die obligatorische Geschlechtertrennung missachteten. Viele Frauen legten dort auch ihr Kopftuch ab.

Iran: Studenten drohen Strafen wegen Verstoßes gegen Geschlechtertrennung

Als Reaktion darauf riegelten Anhänger der Basidsch-Milizen den Eingang der Kantine in Teheran ab. Schließlich sollen die Studierenden die Barrikaden wieder entfernt haben. Als Reaktion auf den Vorfall kündigte der Vorstand der Universität an, die beteiligten Studierenden einer Kommission zu melden. Ihnen drohen nun Strafen wegen Verstoßes gegen die Geschlechtertrennung.

Eine Dozentin der Uni Teheran veröffentlichte auf Twitter ein Foto, das sie ohne Kopftuch zeigt. „Wir werden nicht zurückkehren“, schrieb Mona Chatami. Studierende der Universität bestätigten die Echtheit des Accounts.

Vor wenigen Wochen waren auf dem Campus der Scharif-Universität Proteste von Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen worden. Polizisten und Milizen riegelten den Campus zwischenzeitlich ab. Die Stimmung war seitdem angespannt. Die Hochschulleitung setzte Präsenzveranstaltungen danach für einige Zeit aus.