Der Godfather of Punkrock ist mit 78 Jahren in die Stadt zurückgekehrt, in der er sich Ende der 1970er an den fettigen Haaren aus dem Sumpf gezogen hatte. Am Donnerstagabend gab James Newell Osterberg, besser bekannt als Iggy Pop, in der Zitadelle Spandau ein routiniertes Konzert. Wie gewohnt mit freiem Oberkörper und dicker Silberkette.
Die Stimmung erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt, als Iggy Pop das erste Lied aus seinen Berliner Jahren anstimmte: „The Passenger“, geschrieben auf einer ziellosen Fahrt mit der Berliner S-Bahn. Der Refrain dürfte vielen bekannt sein: „La-la-la-la-lalalala, la-la-la-la-lalalala …“ Mit einem seligen Lächeln dirigierte Iggy in der Zitadelle das Publikum.
Derwisch mit Mikro in der Hose – genau 90 Minuten lang
Auf „Passenger“ folgte der ähnlich berühmte Song „Lust for Life“, auch den hat Iggy mit tatkräftiger Unterstützung von David Bowie 1977 in den Hansa-Studios an der Mauer aufgenommen. Die spätere Verwendung im Kultfilm „Trainspotting“, in dem es wie in Iggys Leben viel um Heroin ging, bescherte dem Song einen zweiten Frühling.
Von einem zweiten Frühling träumten wohl auch einige im schon etwas älteren Publikum, das Karten zum Preis von 83,50 Euro aufwärts erworben hatte. Der Held ihrer jüngeren Jahre flitzte genau 90 Minuten lang wie ein Derwisch über die Bühne, fluchte, steckte sich das Mikro in die Hose – Aufreger sind das alles nicht mehr. Es entsprach den Erwartungen.
