Gewerkschaft

IG Metall: Friedrich Merz soll „sich mal in drei Schichten ans Band“ stellen

Der Bundeskanzler fordert, in Deutschland solle mehr gearbeitet werden. Der Vorstoß sorgt für Unmut, eine Gewerkschaft macht ihm nun ein Angebot.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sorgt mit seinen Aussagen zur Arbeitsmoral der Deutschen für Kritik.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sorgt mit seinen Aussagen zur Arbeitsmoral der Deutschen für Kritik.Michael Kappeler/dpa

Die Aussagen des Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU), in Deutschland solle mehr und effizienter gearbeitet werden, hat an vielen Orten für Kritik gesorgt. In Mannheim hat sich nun die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) geäußert.  „Wir brauchen konstruktive Ideen zur Rettung des Standort Deutschlands und keine Polemik á la Merz!“, heißt es in einer Mitteilung der Geschäftsstelle.

In den Betrieben gebe der Mannheimer Metall- und Elektroindustrie gebe es eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle, mit denen flexibel auf die wirtschaftlichen Anforderungen regiert werden kann. „Dazu zählen Gleitzeit, Teilzeit, verkürzte Vollzeit oder Schichtmodelle“. Diese seien zwischen den Arbeitgebern und den Betriebsräten verhandelt und auf die Bedarfe des Unternehmens angepasst worden.

IG Metall: „Ein Beschäftigter kann sich halt keine Nanny leisten“

Das Problem liege nicht in den Arbeitsstunden, sondern woanders. In den Standorten erlebten die Angestellten „eine wirkliche heftige Phase von Standort- und Personalabbau“. Der Industriestandort Deutschland müsse mit konstruktiven Ideen unterstützt werden.

„Ich empfehle dem Bundeskanzler Friedrich Merz, sich mal in drei Schichten ans Band bei John Deere oder beim Benz stellen oder in den Büros die Arbeit mit fehlendem Personal, auszuüben. Das sind Knochenjobs! Außerdem sind die regelmäßigen Schichtwechsel eine starke Belastung für die Beschäftigten“, sagt Thomas Hahl, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Mannheim.

Die Gewerkschaft forderte zudem die Lösung anderer Probleme, die Arbeitnehmer in Deutschland belasten. „Neben dem zunehmenden Druck auf Arbeitsbedingungen setzen Doppelbelastungen den Menschen im Alltag zu“. 86 Prozent aller Pflegebedürftigen würden zu Hause gepflegt – oft von Angehörigen. Auch Kita-Plätze fehlten nach wie vor in Deutschland, sodass es Arbeitnehmer auf zeitliche Flexibilität an ihrem Arbeitsplatz und entsprechender Entlastung angewiesen seien. Die IG Metall habe einen Tarifvertrag, der dies ermögliche. 

„Wir haben viele Teilzeitbeschäftigten, überwiegend Frauen, weil sie regelrecht dazu gezwungen werden“, so Hahl weiter. „Das System der Kinderbetreuung in Deutschland steht unter Druck, da es an qualifiziertem Personal mangelt und es fehlen die notwendigen Investitionen“. Dies erschwere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Ein Beschäftigter kann sich halt keine Nanny leisten, lieber Herr Merz“.