Am 25. November 2025 hätte eine Veranstaltung mit dem Titel „Polnische Bürgermeister und der Holocaust. Besatzung, Verwaltung und Kollaboration“ in Berlin stattfinden sollen, geladen war der Holocaust-Forscher Dr. Grzegorz Rossoliński-Liebe von der Freien Universität Berlin. Doch die Präsentation muss entfallen. Auf der Website von „Topographie des Terrors“ steht: „Wir bemühen uns um einen Nachholtermin.“ Laut der Organisatoren wurde die Präsentation nicht endgültig abgesagt, sondern nur verschoben. Sie soll offenbar im Februar nächsten Jahres am selben Veranstaltungsort stattfinden.
Der deutsch-polnische Holocaust-Forscher Dr. Grzegorz Rossoliński-Liebe, der an der Freien Universität Berlin lehrt, reagierte am Samstag auf Facebook und schrieb, dass er hinter der Verschiebung ein politisches Motiv vermute. Er habe viele E-Mails und Telefonate mit der Frage erhalten, warum die Präsentation seines Buches „Polnische Bürgermeister und der Holocaust“ bei der Topographie des Terrors in Berlin abgesagt wurde. „Soweit ich weiß, wurde die Präsentation auf Anfrage des polnischen Botschafters in Berlin abgesagt, der einen der Organisatoren und offenbar auch einige Beamte der deutschen Regierung angerufen hat. Der polnische Botschafter forderte von Uwe Neumärker, dem Leiter der Stiftung Denkmal, die Präsentation wegen einer Art Treffen zwischen der polnischen und der deutschen Regierung abzusagen oder zu verschieben.“ Es solle Anfang Dezember zu einem Treffen zwischen der deutschen und der polnischen Regierung kommen. „Thema dieses Treffens soll offenbar das Denkmal für die polnischen Opfer des Naziterrors in Berlin sein. Was ich nicht verstanden habe, ist, wie sich die Präsentation meines Buches auf dieses Treffen auswirken kann oder warum die polnische Regierung und die deutsche Regierung Angst vor meinem Buch über polnische Bürgermeister im Generalgouvernement haben? Meiner Meinung nach können die deutsche und die polnische Gesellschaft vom Studium des Buches profitieren.“
Tatsächlich findet am 19. und 20. November die 35. Sitzung der Deutsch-Polnischen Regierungskommission für grenzüberschreitende und interregionale Zusammenarbeit in Schwerin statt. Möglich, dass sich Vertreter beider Länder im Anschluss in Berlin treffen, um Details über die Errichtung eines Deutsch-Polnischen Hauses zu besprechen. Dass das Haus gebaut werden soll, steht fest, aber Ausmaß und Finanzierung sind noch nicht abschließend geklärt. Das Haus wird in Polen heftig debattiert.

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