Immer heißere Sommer

Von Ausschlag bis Kollaps: Auf diese körperlichen Anzeichen sollten Sie bei Hitze achten

Die hohen Temperaturen können gefährlich werden. Worauf Sie bei Hitze achten sollten und ab wann Lebensgefahr besteht – ein Überblick.

Schatten und ausreichend Wasser: eine gute Strategie bei Hitze. 
Schatten und ausreichend Wasser: eine gute Strategie bei Hitze. Friso Gentsch/dpa

Es wird heiß am Dienstag und Mittwoch in Berlin: Bis zu 33 Grad werden in der Region erwartet. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Hitzewarnung herausgegeben. Vielen Menschen bereitet die Wärme Probleme. Der Körper kann sich zwar in Grenzen akklimatisieren, doch gerade für Kinder sowie kranke und alte Menschen ist das deutlich schwieriger als für gesunde Erwachsene. Wie der Körper auf Hitze reagiert und wie Sie einen Hitzschlag, Sonnenstich und Hitzekrämpfe erkennen:

Ab wann wird Hitze für Menschen gefährlich?

Eine Faustregel heißt: Gefährlich wird es, wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt als er wieder abgeben kann. Denn dann gerät die Körpertemperatur außer Kontrolle und steigt rasch an. Diese Grenze ist sehr individuell und hängt mit Lebensalter, Gesundheitszustand, Aktivität und Gewöhnung zusammen. Bei über 30 Grad hat der Körper vieler Mitteleuropäer deutlich mehr Stress, sich selbst wieder herunterzukühlen, als bei niedrigeren Temperaturen. Eine Gewöhnung an hohe Temperaturen dauert meist mehrere Tage.

Warum kann Hitze im Extremfall bis zum Tod führen?

Hitze bedeutet für den menschlichen Körper Schwerstarbeit. Denn der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten. Die meisten Zellen, Enzyme, Proteine und das Immunsystem arbeiten dann optimal. Bei extremen Schwankungen sind all diese Prozesse gestört. Steigt die menschliche Körpertemperatur auf über 42 Grad oder sinkt sie unter 32 Grad, kann das tödlich sein.

Wie funktioniert die Klimaanlage des Körpers?

Um Organschäden entgegenzuwirken, fährt der Körper seine Kühlung bei Hitze hoch und setzt Flüssigkeit und Salze frei – den Schweiß. Das kühlt die Haut durch Verdampfen ab. Hohe Luftfeuchtigkeit verlangsamt diesen Prozess, deshalb ist Schwitzen bei schwülem Wetter weniger effizient. Wenn der Körper wärmer als die Umgebung ist, kann er Hitze auch abstrahlen - wie eine Glühbirne ihre Umgebung erwärmt. Bei großer Hitze erweitern sich die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Das Herz erhöht seine Pumpleistung, auch die Atmung kann sich beschleunigen. Die Gehirnleistung kann wegen verminderter Sauerstoffzufuhr abnehmen.

Wer ist bei Hitze besonders gefährdet?

Hohe Außentemperaturen können das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders vorsichtig sein. Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur und es gibt weniger Schweißdrüsen. Da ältere Menschen außerdem seltener Durst verspüren, besteht die Gefahr, dass sie austrocknen (dehydrieren). Schon ein bis zwei Prozent zu wenig Wasser im Körper können nach Angaben des Malteser Hilfsdienstes zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel führen.

Bei Kindern ist unter anderem die Schweißproduktion geringer. Vor allem Babys und Kleinkinder leiden deshalb schneller unter Hitzebeschwerden - ein Risiko ist auch hier das Dehydrieren.

Auch Menschen, die im Freien schwer körperlich arbeiten, sind bei großer Hitze gefährdet. Ebenso Menschen, die sich schwerer selbst helfen können, wie zum Beispiel Pflegebedürftige, psychisch Kranke, Drogenabhängige und Obdachlose.

Was sind typische Hitzeleiden?

SONNENSTICH: Ist der Kopf ohne Kappe, Hut oder Tuch zu lange direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann das zu einer Reizung der Hirnhäute führen. In schweren Fällen entsteht eine Hirnschwellung. Anzeichen dafür können Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen, Fieber, manchmal auch Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle sein.

HITZSCHLAG: Bei Hitze kann die Schwitz-Kapazität des Körpers an Grenzen stoßen. Dann kommt es zu einem Wärmestau: Die Körpertemperatur steigt schnell - oft innerhalb von 10 bis 15 Minuten - auf über 40 Grad oder mehr. In der Folge schwillt das Gehirn an und es kommt zu Kopfweh, Bewusstseinsveränderungen oder Bewusstlosigkeit. Das ist ein Fall für den Rettungsdienst.

HITZEKOLLAPS: Durch große Hitze kommt es zu einem Abfall des Blutdrucks. Die Folge ist eine verminderte Gehirndurchblutung, die von einem Schwächegefühl über Übelkeit und Schwindel bis zur Bewusstlosigkeit führen kann. Auch das ist ein Notfall.

HITZEKRÄMPFE: Wer sich bei Hitze körperlich anstrengt, zum Beispiel bei Sport oder Gartenarbeit, schwitzt meist stark. Dadurch kann es im Körper zu einem Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten wie Natrium oder Kalium kommen. Sie helfen, die Nerven- und Muskelfunktion zu steuern. Die Muskulatur reagiert bei einem Mangel an Elektrolyten mit Krämpfen oder Muskelschmerzen.

HITZEAUSSCHLAG: Wenn der Schweiß durch wenig atmungsaktive oder enge Kleidung nicht ausreichend verdunsten kann, verstopft er die Ausgänge der Schweißdrüsen. Die Folge sind kleine, häufig juckende oder brennende Bläschen.

Was bedeuten „Heißer Tag“ und „Tropennacht“?

Die Lufttemperatur liegt an sogenannten Heißen Tagen bei 30 Grad oder mehr. 2022 gab es in Deutschland zum Beispiel 17 Heiße Tage, bis zu 20 wurden in den Vorjahren gezählt. In einer „Tropennacht“ fällt das Thermometer nicht unter 20 Grad. Für das Umweltbundesamt sind Hitzewellen Phasen, in denen ⁠sich Heiße Tage⁠ und Tropennächte über einen längeren Zeitraum abwechseln. Diese Kombination gilt als gesundheitlich äußerst problematisch, da Menschen nicht nur tagsüber extremer Hitze ausgesetzt sind, sondern der Körper sich auch nachts wegen fehlender Abkühlung nicht ausreichend gut erholen kann.

Trinken, Lüften, Essen: Was hilft beim Umgang mit Hitze?

Die einfachste Lösung bei Hitze sind ein Schattenplatz und reichlich Wasser, Saftschorlen oder ungesüßte Tees zum Trinken. In leichter, luftiger und atmungsaktiver Kleidung lässt sich Hitze leichter ertragen. In der prallen Sonne ist eine leichte Kopfbedeckung sinnvoll. Körperliche Aktivitäten und Erledigungen sind bevorzugt in den frühen Morgen- und späteren Abendstunden anzugehen. 

Für ältere Menschen kann es ratsam sich, sich morgens und abends auf die Waage zu stellen, um große Flüssigkeitsverluste zu bemerken. Ein Bereitstellen von Getränken vereinfacht es, die nötige Trinkmenge im Blick zu haben. Empfohlen werden von Experten über den Tag verteilt zwei bis drei Liter Flüssigkeit - am besten Wasser. Von Kaffee und Alkohol wird abgeraten, da sie die Austrocknung des Körpers beschleunigen können.

Die Raumtemperatur sollte tagsüber unter 32 Grad und nachts unter 24 Grad liegen. Es wird geraten, Fenster außer zum morgens und abends Lüften geschlossen zu halten sowie Gardinen, Rollos oder Jalousien zu nutzen. Manche empfinden es aber als Erleichterung, auch bei Hitze die Fenster zu öffnen und Durchzug zu erzeugen. Beim Herunterkühlen können aufgehängte feuchte Tücher oder Gefäße mit kaltem Wasser helfen - solange es nicht zu schwül im Raum wird. Ventilatoren sind bis zu Temperaturen von rund 35 Grad sinnvoll. Danach stoßen sie an ihre Grenzen, weil es keinen Kühleffekt mehr gibt.

Besonders wohltuend sind kühle oder lauwarme Duschen und Wannenbäder. Allzu kalt sollte das Wasser aber nicht sein, da es sonst zu Kreislaufproblemen kommen kann, wie Fachleute warnen. Zum Abkühlen eignen sich auch kühle, feuchte Umschläge auf Armen, Beinen, Stirn oder Nacken oder kühle Fußbäder.

An heißen Tagen sind Obst, Gemüse oder leicht verdauliche Speisen zu empfehlen. Salzhaltige Lebensmittel liefern dem Körper Mineralien.