Berlin

Hauptstadt der Krankmeldungen: Berlins Beamte fehlen am häufigsten

In keiner anderen Stadt sind Beschäftigte im öffentlichen Dienst so oft krank wie in Berlin. Besonders Polizei, Feuerwehr und Ordnungsämter kämpfen mit hohen Ausfällen.

Berlins Beamte fehlen im Schnitt fünf Wochen im Jahr.
Berlins Beamte fehlen im Schnitt fünf Wochen im Jahr.Monika Skolimowska/dpa

Beschäftigte des Berliner öffentlichen Dienstes sind im bundesweiten Vergleich am häufigsten krank. Im Schnitt fehlen sie 36,8 Kalendertage pro Jahr – umgerechnet mehr als fünf Arbeitswochen. Das geht aus Zahlen der Finanzverwaltung hervor, über die FOCUS online berichtet. Rund 135.000 Menschen arbeiten für die Hauptstadt, etwa die Hälfte davon sind verbeamtet. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt liegt die Zahl laut Betriebskrankenkassen bei 22,3 Arbeitstagen.

In einzelnen Bereichen sind die Fehlzeiten noch höher: Im Bezirk Mitte summieren sich die Krankenstände auf 46,5 Tage pro Kopf, in der Parkraumbewirtschaftung sogar auf über 77 Tage. Polizei und Feuerwehr melden im Schnitt mehr als 40 Krankheitstage pro Jahr. Beide Bereiche klagen seit Langem über hohe Belastung, Personalmangel und steigende Einsatzzahlen.

Beamtenbund wehrt sich gegen Vorwürfe

Der Berliner Beamtenbund weist den Vorwurf zurück, Beschäftigte im öffentlichen Dienst seien häufiger krank, weil sie sich auf ihre Verbeamtung verlassen könnten. „Unsere Leute haben einen sehr hohen Altersdurchschnitt“, sagt der Berliner dbb-Vizechef Thomas Goiny. Viele ältere Beschäftigte könnten die hohen Arbeitsanforderungen nicht mehr im selben Maß erfüllen. Außerdem steige der Druck, weil viele Stellen unbesetzt blieben. „Wer als junger Mensch einspringt oder Überstunden macht, kann das im Alter oft nicht mehr.“

Auch in Handwerk und Gastronomie stößt die Statistik auf Unverständnis. „Bei uns kann sich niemand wochenlang krankmelden, sonst steht der Betrieb still“, sagt Handwerksmeister Tobias Schröder aus Berlin. Ähnlich sieht es ein Kneipenbetreiber aus Pankow: „Du darfst einfach nicht ausfallen.“ Der Beamtenbund fordert mehr Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen, um den öffentlichen Dienst attraktiver zu machen. FDP-Politiker Christoph Meyer mahnt angesichts der hohen Krankenstände, eine Vier-Tage-Woche in der Verwaltung sei das falsche Signal.