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Wahl in Finnland: Sanna Marins Partei auf drittem Platz hinter Rechtspopulisten

Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin verliert wohl ihr Amt als Regierungschefin. Die Partei des früheren Finanzministers Petteri Orpo erhielt die meisten Wählerstimmen. 

Sanna Marin, Ministerpräsidentin von Finnland und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei (SDP), klatscht, während sie die Ergebnisse der Wahltagsbefragung betrachtet. 
Sanna Marin, Ministerpräsidentin von Finnland und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei (SDP), klatscht, während sie die Ergebnisse der Wahltagsbefragung betrachtet. Sergei Grits/AP

Helsinki-Bei der umkämpften Parlamentswahl in Finnland liegt die konservative Nationale Sammlungspartei einer Hochrechnung zufolge knapp vorn. Die Partei des früheren Finanzministers Petteri Orpo kam in der Hochrechnung des Rundfunksenders Yle am Sonntagabend auf 48 der 200 Mandate. Die rechtspopulistische Partei Die Finnen lag bei 46 Mandaten, die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Sanna Marin bei 43. Es wurden bereits 96,8 Prozent der Wählerstimmen ausgezählt. Damit verliert Marin höchstwahrscheinlich ihr Amt als Regierungschefin.

Der Konservative Petteri Orpo erklärte am späten Abend seine Partei zur Gewinnerin der Parlamentswahl in Finnland. „Wisst ihr was? Das war ein großer Sieg“, sagte der 53 Jahre alte Chef der bislang oppositionellen Nationalen Sammlungspartei am späten Sonntagabend vor jubelnden Parteianhängern in Helsinki. „Mit diesem Ergebnis beginnen wir mit dem Aufbau einer neuen Regierung für Finnland.“

Zunächst gab es noch ein Kopf-an-Kopfrennen

Ein erster Wahltrend unmittelbar nach dem Schließen der Wahllokale hatte Orpos Konservative und Marins Sozialdemokraten fast gleichauf gesehen. Die Rechtspopulisten um ihre Parteivorsitzende Riikka Purra folgten zu dem Zeitpunkt mit kleinerem Abstand.

Rund 4,5 Millionen Finninnen und Finnen waren wahlberechtigt. Knapp 40 Prozent davon hatten bereits vorzeitig abgestimmt, darunter auch Marin. Auf diesen vorzeitig abgegebenen Stimmen basierten die ersten Zahlen, die am Abend unmittelbar nach Schließung der Wahllokale veröffentlicht wurden. Beobachter rechneten damit, dass sich an diesen Werten im Laufe des Abends noch einiges ändern könnte. Ein vorläufiges Endergebnis dürfte gegen Mitternacht in der Nacht zum Montag feststehen.

Regierungsbildung: Es wird mit langen Koalitionsverhandlungen gerechnet

Bereits die letzten Umfragen vor dem Wahlsonntag hatten auf ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen der drei Parteien hingedeutet. Welche Partei stärkste Kraft wird, ist deshalb wichtig, weil deren Chef oder Chefin in Finnland traditionell als Erstes die Chance erhält, eine neue Regierung unter seiner oder ihrer Führung zu bilden.

Für eine Mehrheit im 200 Sitze fassenden Parlament in Helsinki dürfte der Wahlsieger auf eine weitere der großen Parteien sowie mindestens eine der mittelgroßen und kleineren Parteien angewiesen sein. Es wird diesmal mit längerem Koalitionsverhandlungen gerechnet. Marin hat eine Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen, nationalkonservativen Finnen-Partei ausgeschlossen, Orpo nicht.

Marin ist seit Ende 2019 finnische Regierungschefin. Die 37 Jahre alte Sozialdemokratin führt eine aus gleich fünf Parteien bestehende Mitte-links-Koalition an und wird von vielen Finninnen und Finnen als junge und schlagkräftige Anführerin geschätzt. Ihre Regierung führte das nördlichste Land der EU erst durch die Corona-Pandemie und dann gemeinsam mit Präsident Sauli Niinistö durch den in Kürze abgeschlossenen Nato-Beitrittsprozess: Alle 30 Bündnismitglieder haben der Aufnahme der Finnen zugestimmt, in wenigen Tagen wird Finnland offiziell 31. Mitglied der Verteidigungsallianz.

Im Wahlkampf hatte der Nato-Beitritt allerdings keine Rolle gespielt. Stattdessen ging es vor allem um inländische Themen wie den Staatshaushalt. Marins Gegner werfen ihr vor, die Staatsschulden in die Höhe getrieben zu haben.