Deutschlandweit kam es in der Nacht zum den 10. November 1938 zu einer Welle antisemitischer Gewalt. Es wurden Synagogen in Brand gesteckt, Geschäfte und Wohnungen zerstört und mehr als 30.000 Juden verhaftet. Viele von ihnen fanden in den Tagen und Wochen danach den Tod. Dieses Ereignis war der Beginn einer langen und schmerzhaften Periode der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Europa. Um der Opfer der gewaltvollen Novemberpogrome zu gedenken, sind in den Berliner Bezirken verschiedene Veranstaltungen geplant.
In Friedrichshain-Kreuzberg kommen am Samstag, dem 9. November, die SPD Frauen und Jusos Friedrichshain-Kreuzberg zusammen. Sie treffen sich um 11 Uhr im Kreisbüro der SPD Friedrichshain-Kreuzberg, um Stolpersteine in Kreuzberg zu putzen. Danach soll es Gelegenheit geben, sich zusammenzusetzen und über die aktuelle Situation zu sprechen.
9. November: Kranzniederlegung an Kreuzberger Synagoge
An der Synagoge Fraenkelufer ist an dem Tag ebenfalls eine Gedenkveranstaltung geplant, wie das Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain mitteilte. Um 12 Uhr wird es eine stille Kranzniederlegung als Zeichen des Respekts und der Erinnerung geben. Zu den Teilnehmern gehören der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Werner Heck, die Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (die Grünen), die Vorsitzende der Freunde der Synagoge Fraenkelufer e.V., Nina Peretz, sowie Dekel Peretz vom jüdischen Zentrum Synagoge Fraenkelufer e.V.
Gedenkveranstaltung am ehemaligen Schocken Verlag
Eine weitere Veranstaltung findet am 9. November um 13 Uhr am ehemaligen Sitz des Schocken Verlags (Lindenstraße 67) statt. Begleitet wird diese von Kranzniederlegungen, Gesängen und literarischen Rezitationen von im Schocken Verlag veröffentlichten Werken. Anwesend sein werden wieder der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung und Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann.
Der Schocken Verlag konnte trotz der eingeschränkten Bedingungen bis 1938 bedeutende Werke jüdischer Autoren verbreiten, bevor er letztlich zur Schließung gezwungen wurde. Während der Novemberpogrome wurde das Verlagsgebäude gestürmt, Bücher wurden verbrannt. Einige Manuskripte konnten durch den Einsatz der Mitarbeitenden gerettet werden.
Gedenkveranstaltung in Berlin-Lichtenberg
Auch das Bezirksamt Lichtenberg gedenkt der Opfer der Novemberpogrome. Die Veranstaltung findet am Samstag um 11 Uhr am Gedenkstein für die ehemalige Synagoge in der Konrad-Wolf-Straße 92 statt, wie das Bezirksamt mitteilte. „Heute erstarkt der Antisemitismus wieder“, teilte Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) mit und rief die Bürger dazu auf, sich dem Gedenken anzuschließen, um gegen das Vergessen zu kämpfen.
Die jüdische Gemeinde in Hohenschönhausen sah sich bereits in den 1930er-Jahren mit zunehmender Verfolgung konfrontiert. Um dieser zu trotzen, wandelten die Mitglieder ihren Betraum in eine Synagoge um. Die Gemeinde konnte ihre Aktivitäten jedoch nur bis 1938 aufrechterhalten. Ein Großteil der Mitglieder wurde anschließend in Konzentrationslager deportiert, nur wenige überlebten den Holocaust. Die Synagoge geriet nach 1945 in Vergessenheit und wurde erst durch Untersuchungen zur jüdischen Geschichte in den 1990er-Jahren wieder in Erinnerung gerufen.
