Die israelischen Angriffe auf ein Krankenhaus im Gazastreifen mit zwanzig Toten, darunter fünf Journalisten, haben nach Angaben Israels einer mutmaßlichen Kamera der radikalislamischen Hamas gegolten. Die Angriffe seien am Montag erfolgt, nachdem „eine Kamera identifiziert wurde, die von der Hamas im Bereich des Nasser-Krankenhauses positioniert worden war“, erklärten die israelischen Streitkräfte (IDF) am Dienstag. Bei sechs der getöteten Menschen habe es sich den Angaben zufolge um Terroristen gehandelt.
Die mutmaßliche Bedrohung sei „durch einen Angriff und die Zerstörung der Kamera“ beseitigt worden, fügten die Streitkräfte hinzu. Weiter begründeten die IDF den Angriff mit dem „dokumentierten militärischen Einsatz von Krankenhäusern durch die Terrororganisationen während des gesamten Krieges und durch Geheimdienstinformationen, die bestätigen, dass die Hamas das Nasser-Krankenhaus seit Beginn des Krieges für terroristische Aktivitäten genutzt hat.“
Der Generalstabschef der Armee habe jedoch angeordnet, den „Genehmigungsprozess vor dem Angriff“ einschließlich der für den Angriff genehmigten Munition und des Zeitpunkts der Genehmigung zu untersuchen. Auch der Entscheidungsprozess vor Ort werde überprüft.
Hamas weist Israels Erklärung zurück
Die radikalislamische Hamas wies die Erklärung Israels für den Angriff scharf zurück. Israel versuche, „dieses Verbrechen zu rechtfertigen, indem es die falsche Behauptung aufstellt, es habe eine ‚Kamera‘ der Widerstandskämpfer ins Visier genommen“, hieß es in einer Stellungnahme der Gruppe. Die Anschuldigung sei unbegründet, entbehre jeglicher Beweise und ziele lediglich darauf ab, „sich der rechtlichen und moralischen Verantwortung für ein Massaker zu entziehen“, hieß es von der Hamas weiter.
Zuvor hatte sich auch Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zu dem Angriff geäußert. Sein Büro gab Montagabend in einer Mitteilung bekannt, dass „Israel das tragische Missgeschick zutiefst bedauert das heute im Nasser-Krankenhaus in Gaza vorgefallen ist“. Zudem hieß es in der Mitteilung, dass „Israel die Arbeit aller Journalisten, Pflegekräfte und aller Zivilisten wertschätzt“.
Am Montag waren bei zwei Angriffen auf das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis laut dem von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutz insgesamt 20 Menschen getötet worden, darunter fünf Journalisten. Dabei handelte es sich um Vertrags-Mitarbeiter der internationalen Nachrichtenagenturen Reuters und Associated Press (AP) sowie des katarischen Senders Al-Dschasira und zwei weitere palästinensische Reporter.
Israel lässt internationale Journalisten eigentlich nur noch unter Aufsicht und mit besonderer Genehmigung in den Gazastreifen. Aufgrund der Beschränkungen greifen internationale Medien in ihrer Foto-, Video- und Textberichterstattung vielfach auf lokale palästinensische Journalisten zurück. Vielen von ihnen wirft Israel Verbindungen zur Hamas vor.

