Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat nach Angaben eines Vertreters einen Vorschlag für eine kurze Waffenruhe im Gazastreifen abgelehnt. Die von den Vermittlern Ägypten und Katar vorgelegten Vorschläge „beinhalten weder eine dauerhafte Einstellung der Aggression, noch führen sie zu einem Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen oder zur Rückkehr der Vertriebenen“, sagte das Mitglied des Hamas-Politbüros, das anonym bleiben wollte, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.
Der Vorschlag habe eine Erhöhung der Zahl der Hilfslieferungen sowie einen teilweisen Gefangenenaustausch vorgesehen.
Bei Gesprächen zwischen Mossad-Chef David Barnea, CIA-Direktor William Burns und Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani, die am Montag zu Ende gingen, war eine „kurzzeitige“ Waffenruhe von „weniger als einem Monat“ vorgeschlagen worden, wie die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus Verhandlungskreisen erfahren hatte.
Gaza-Krieg: Was beinhaltete der Plan für eine zweitägige Waffenruhe?
Zuvor hatte Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi am vergangenen Sonntag einen Vorschlag für eine kurze Waffenruhe im Gazastreifen vorgestellt. Innerhalb weniger Tage sollten Geiseln aus der Gewalt der Hamas im Austausch gegen „einige Inhaftierte in israelischen Gefängnissen“ freigelassen werden. Außerdem zielte die Initiative darauf ab, die ins Stocken geratenen Waffenstillstandsverhandlungen wiederzubeleben, so der ägyptische Präsident.
Al-Sisi erläuterte, dass nach der kurzen Feuerpause weitere Verhandlungen innerhalb von zehn Tagen vorgesehen waren. Ziel sei es demnach, „eine vollständige Waffenruhe und die Zufuhr von Hilfsgütern“ in den Gazastreifen zu gewährleisten. Er bekräftigte zudem die seit langem vertretene Position Ägyptens, dass die Palästinenser nicht aus dem Gazastreifen vertrieben werden dürfen.
Katar und Ägypten sind neben den USA wichtige Vermittler bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas. Seit Beginn des Gaza-Krieges, der durch den Hamas-Großangriff auf Israel vor mehr als einem Jahr ausgelöst worden war, bemühen sich die Vermittler um eine Einigung zwischen den Kriegsparteien.
Nach der bislang einzigen Waffenruhe im November vergangenen Jahres, die eine Woche dauerte und in deren Rahmen israelische Geiseln im Austausch für palästinensische Häftlinge freigelassen wurden, waren die Verhandlungen in den darauffolgenden Monaten nicht entscheidend vorangekommen.
Israel startet erneut Luftangriffe auf den Gazastreifen
Das israelische Militär hatte diese Woche eine Welle von Luftangriffen auf den Libanon und den Gazastreifen gestartet, bei denen am Freitag im Nordosten des Landes mindestens 24 Menschen getötet wurden, wie die staatliche Nachrichtenagentur National News Agency berichtete.
Die Palästinenser bargen unterdessen die Leichen von 25 Menschen, die bei den israelischen Angriffen auf das Zentrum des Gazastreifens, die am Donnerstag begonnen hatten, getötet worden waren, wie Krankenhausbeamte der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) mitteilten.
