Kurz nach Bekanntwerden des bislang größten Leitungsrisses in einem Atomkraftwerk in Frankreich sind Risse an zwei weiteren Reaktoren entdeckt worden. Diese seien „nicht unerheblich“, erklärte die Behörde für Atomsicherheit (ASN) am Donnerstagabend. Betroffen seien der Reaktor 2 im Atomkraftwerk Penly im Norden des Landes sowie Reaktor 3 in Cattenom in Ostfrankreich.
Die neuen Risse seien wegen thermischer Ermüdung entstanden, an einer Stelle, wo dies bislang nicht vermutet worden sei, sagte Julien Collet, der Vizechef der Behörde für Atomsicherheit. In dem Reaktor in Cattenom sei der Riss 16,5 Zentimeter lang und vier Millimeter tief. In Penly sei er 5,7 Zentimeter lang und zwölf Millimeter tief.
Frankreich produzierte so wenig Strom wie seit Jahren nicht
Erst am Dienstag hatte die Atomaufsicht bekanntgegeben, dass der Kraftwerksbetreiber EDF im Reaktor Penly 1 einen 15,5 Zentimeter langen und 23 Millimeter tiefen Riss in einem Leitungsrohr entdeckt hatte. Es ist der bislang größte entdeckte Korrosionsschaden in einem französischen Atomreaktor.
Der Betreiber soll in den kommenden Tagen eine neue Strategie für die Überprüfung seines Atomparks mit insgesamt 56 Reaktoren vorlegen. Laut der Sicherheitsbehörde müssen etwa 200 Schweißnähte überprüft werden, was die geplante Steigerung der Stromproduktion erneut verzögern könnte.
Der Vorsitzende des Energieausschusses der Nationalversammlung bezeichnete die Vorfälle als „normal im Leben eines Atomkraftwerks“. „EDF hat nicht versucht, es zu verbergen, sondern es bekannt gegeben. Die Sicherheitsprozedur funktioniert also“, sagte der konservative Abgeordnete Raphael Schellenberger.



