USA

Karine Jean-Pierre verlässt Demokraten: Ex-Biden-Sprecherin rechnet mit Weißem Haus ab

Karine Jean-Pierre kehrt den Demokraten den Rücken. In ihrem Buch spricht Joe Bidens Ex-Sprecherin von Chaos, Verrat und einem „zerbrochenen System“.

Die frühere Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre
Die frühere Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierredpa/AP

Karine Jean-Pierre, frühere Pressesprecherin von US-Präsident Joe Biden, hat sich von der Demokratischen Partei losgesagt und wird künftig als Unabhängige auftreten. Das teilte der Verlag ihres neuen Buches „Independent: Ein Blick in ein zerbrochenes Weißes Haus, jenseits der Parteigrenzen“ mit, das im Herbst erscheinen soll.

In dem Buch schildert Jean-Pierre nach Verlagsangaben detailliert die chaotischen Wochen vor Bidens Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2024. Dabei erhebt sie schwere Vorwürfe gegen führende Parteikreise: Der „Verrat der Demokratischen Partei“ habe eine zentrale Rolle bei der Entscheidung des Präsidenten gespielt, nicht erneut zu kandidieren, heißt es in der Buchvorschau.

Angespannte Presselage und Fragen zu Bidens Gesundheit

Jean-Pierre war die erste schwarze und offen homosexuelle Person auf dem Posten der Pressesprecherin des Weißen Hauses. Ihre Beziehung zur Presse galt zuletzt als angespannt – besonders vor dem Hintergrund zunehmender Forderungen nach Transparenz über Bidens Gesundheitszustand. Der Präsident war zuletzt wegen seines Alters und seiner Fitness zunehmend in die Kritik geraten. Medienberichte zeichnen ein Bild wachsender Bemühungen im engsten Umfeld Bidens, den fortschreitenden gesundheitlichen Verfall des Präsidenten zu verharmlosen.

Jean-Pierre: Reaktion auf Bidens Debatte war ein „Erschießungskommando“

In einer Diskussion an der Harvard Kennedy School bezeichnete Jean-Pierre die parteiinterne Reaktion auf Bidens schwachen Auftritt in der TV-Debatte gegen Donald Trump im Juni als „Erschießungskommando“. Die Art und Weise, wie der Rückzug gefordert worden sei, habe sie „noch nie erlebt“.

Biden hatte im Mai bekannt gegeben, dass bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert wurde. In der Mitteilung seines Büros hieß es, der frühere Präsident sei wegen zunehmender Harnbeschwerden untersucht worden. Dabei sei ein Prostataknoten festgestellt worden. Bei den Untersuchungen sei schließlich ein Prostatakarzinom mit einem Gleason-Score von 9 (Gradgruppe 5) und Metastasen in den Knochen diagnostiziert worden.

Mit ihrem Austritt aus der Partei schließt sich Jean-Pierre einem wachsenden Teil der US-Bevölkerung an: Laut einer aktuellen Gallup-Umfrage bezeichnen sich mittlerweile 43 Prozent der Amerikaner als unabhängig – deutlich mehr als Demokraten oder Republikaner (jeweils 28 Prozent). In einer Instagram-Botschaft erklärte Jean-Pierre, es sei „Zeit, uns aus Schubladen zu befreien“. Ihr Buch versteht sie als Aufruf, über parteipolitische Grenzen hinweg neue Wege zu suchen, um die Demokratie zu stärken.