Erster Mai

Erster Mai in Berlin-Kreuzberg: Myfest erneut abgesagt

Das Kreuzberger Myfest ist abgesagt. Das geht aus einem Schreiben der MyFest e.V. hervor. Die Gründe dafür sind banal.

Das Kreuzberger Myfest wird wohl auch 2023 nicht fortgesetzt.
Das Kreuzberger Myfest wird wohl auch 2023 nicht fortgesetzt.Sebastian Wells/Ostkreuz

Das Myfest am 1. Mai im Berliner Stadtteil Kreuzberg rund um die Oranienstraße gehört zu den größten Straßenfesten in der Hauptstadt. Die Feierlichkeiten haben eine lange Tradition – seit 2003 findet das Fest jährlich statt.

Tausende Teilnehmende feiern zusammen, genießen Musik sowie Speisen aller Art und Livekonzerte. Ziel der Feierlichkeiten ist es, der Gewalt am Ersten Mai mit friedlichem Feiern entgegenzuwirken.

Aufgrund der Corona-Pandemie musste das Fest in den letzten drei Jahren ausfallen. Ein Schreiben des MyFest e.V. hat am Montag die erneute Absage auch für dieses Jahr bestätigt.

Absage Myfest: Bezirksbürgermeisterin wird scharf kritisiert

Die Gründe gehen auf eine Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg im Dezember 2022 zurück. Die Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) hatte damals angekündigt, dass der Bezirk keine größeren Veranstaltungen am 1. Mai plane. Zugleich wolle der Trägerverein, der das Myfest seit 2003 veranstaltet, seine Arbeit nicht fortsetzen. Das Bezirksamt sei nicht dafür zuständig, sich um Ersatz zu bemühen. Herrmann habe gesagt, dass die Genehmigung einer alternativen Großveranstaltung am 1. Mai 2023 nicht vorgesehen sei, so die Linksfraktion in ihrer Mitteilung.

Trotz aufwendiger Bemühungen und permanenter Rücksprache mit dem Bezirksamt soll Herrmann dem Verein im März mitgeteilt haben, dass die Veranstaltung rechtlich nicht gedeckt sei, die verbleibende Zeit von neun Wochen nicht zur weiteren Organisation ausreiche und die Anwohner keine derartigen Feierlichkeiten anstreben würden.

Empörung: Absage ist ein „schlechter Witz“

Aus dem Schreiben geht Empörung über die Absage hervor: „Aus Sicht des Vereins kann dies nur als schlechter Witz interpretiert werden“, geht aus dem offenen Schreiben hervor. Die Entscheidung der Bezirksbürgermeisterin sei „völlig unannehmbar“ und stelle die Kiezgeschichte Kreuzbergs auf den Kopf. Weiter heißt es, dass Herrmann „antidemokratisch“ handle und kein Verständnis dafür zeigen würde, was das Straßenfest für die Gemeinschaft bedeuten würde.

Die Bezirksbürgermeisterin äußerte sich noch nicht zur Absage der Veranstaltung.