Kultur

Ehrungen weg: Riefenstahl, Rühmann und Tschechowa verlieren Medaillen

Eine historische Aufarbeitung bringt Konsequenzen für die Filmbranche. Auch Größen wie Riefenstahl, Rühmann und Tschechowa verlieren ihre Auszeichnung.

Leni Riefenstahl bei der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele im Olympiastadion München
Leni Riefenstahl bei der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele im Olympiastadion MünchenHorst Ossinger/dpa

Die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (Spio) zieht Konsequenzen aus einer umfassenden Untersuchung zur NS-Vergangenheit früherer Verantwortlicher und Preisträger. Nach Auswertung der Studie, die vom Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München erstellt wurde, entzieht die Spio insgesamt 14 Filmschaffenden ihre Ehrenmedaille. Betroffen sind prominente Namen wie die NS-Propagandistin Leni Riefenstahl, Schauspieler Heinz Rühmann, die Schauspielerin Olga Tschechowa sowie weitere Persönlichkeiten, die laut IfZ als „NS-belastet“ oder „NS-konform“ gelten.

Eine Ausnahme macht der Verband im Fall von Hilmar Hoffmann, dem ehemaligen Kulturdezernenten Frankfurts. Zwar wurden auch bei ihm problematische Punkte in der Biografie festgestellt, doch hob das IfZ hervor, dass Hoffmann sich nach 1945 konsequent für eine kritische Aufarbeitung der NS-Zeit eingesetzt hatte. Das Spio-Präsidium wertete diesen Lebensweg als Beleg dafür, dass Menschen sich von früheren Haltungen lösen und aktiv Verantwortung übernehmen können – und verzichtete auf die Aberkennung.

Neuer Preis statt alter Ehrenmedaille

Die Untersuchung hatte die Spio anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens und angesichts des erstarkenden Rechtsextremismus in Auftrag gegeben. Man sehe eine gesellschaftspolitische Pflicht, historische Verstrickungen transparent zu machen, sagte Spio-Präsident Peter Schauerte. Ziel sei es, eine wissenschaftlich fundierte Basis zu schaffen, um notwendige Konsequenzen ziehen zu können. Die nun getroffenen Entscheidungen seien Ausdruck dieses Anspruchs.

In Zukunft soll die Ehrenmedaille in ihrer bisherigen Form nicht mehr vergeben werden. Stattdessen entwickelt die Spio derzeit einen neuen Preis, der neben beruflichen Leistungen ausdrücklich auch demokratisches Engagement würdigen soll. Als Dachverband von 14 Berufsverbänden repräsentiert die Spio über 1400 Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Verleih, Kino und audiovisuellen Medien – und betont, dass die Stärkung eines demokratischen, verantwortungsbewussten Filmstandorts Teil ihrer Kernaufgabe sei.