AfD-Debatte

Drogeriekettenchef berichtet von Angriffen und Drohungen: „Ich lasse mich nicht unter Druck setzen“

Der Chef von dm berichtet bei Markus Lanz von massiven Einschüchterungsversuchen. Hintergrund ist eine Einladung von AfD-Abgeordneten durch den Verband der Familienunternehmer.

Christoph Werner ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Drogeriemarktkette dm.
Christoph Werner ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Drogeriemarktkette dm.Uli Deck/dpa

Nach der Einladung von AfD-Bundestagsabgeordneten zu einem Parlamentarischen Abend des Verbands der Familienunternehmer sieht sich der Geschäftsführer von dm heftigen Anfeindungen ausgesetzt. In der ZDF-Sendung Markus Lanz äußerte sich dm-Chef Christoph Werner zu den Folgen der umstrittenen Einladung, die bundesweit für Diskussionen sorgt.

Sein Unternehmen sei nach Bekanntwerden der Einladung mit einer Flut aggressiver E-Mails und Nachrichten konfrontiert worden, so dm-Chef Christoph Werner. Vor allem die Social-Media-Kanäle seien mit Nachrichten von Aktivisten, AfD-Anhängern und deren Gegnern „zugespammt“ worden. Werner sprach von „Abgründen“, die sich aufgetan hätten: „Wir wurden bombardiert mit sehr scharfen E-Mails.“ Besonders nannte er die Polit-NGO Campact, die gezielt Druck auf dm ausübte.

dm-Chef Werner spricht von „Abgründen“

Die umstrittene Einladung ging vom Verband der Familienunternehmer aus, dessen Präsidentin Marie-Christine Ostermann zwischenzeitlich das Kontaktverbot zu AfD-Bundestagsabgeordneten aufgehoben hatte. Nach scharfer Kritik und dem Austritt prominenter Mitglieder wie Rossmann, Vorwerk und Fritz-Kola wurde diese Entscheidung revidiert; die Einladung der AfD-Abgeordneten sei ein Fehler gewesen, räumte der Verband später ein.

dm war nach Angaben von Werner bereits sechs Monate vor dem Konflikt aus dem Verband ausgetreten. Er begründete dies in der Polit-Talkshow mit mangelnden Möglichkeiten zur Mitgestaltung und dem Wunsch, dass auch kleinere Unternehmen in den Gremien vertreten sein sollten. Dennoch verteidigte Werner die grundsätzliche Idee eines Parlamentarischen Abends: „Wenn man einen Parlamentarischen Abend macht, sind Mitglieder des Bundestages eingeladen – unabhängig von der Parteizugehörigkeit.“ Für eine parlamentarische Demokratie sei es unerlässlich, Debatten offen und wohlwollend zu führen. Sprech- oder Kontaktverbote gegenüber gewählten Abgeordneten könnten langfristig zu Problemen führen und den politischen Diskurs einengen.

Besonders kritisch äußerte sich Werner zum Vorgehen von Campact. Die Organisation hatte von dm eine öffentliche Distanzierung vom Verband der Familienunternehmer gefordert, andernfalls werde der Mitgliedsstatus publik gemacht. „Ich lasse mich nicht unter Druck setzen“, betonte Werner. Die Methoden der NGO bezeichnete er als „Mittel der Beschämung und des Unterdrucksetzens“. Er wies darauf hin, dass dm zum Zeitpunkt der Aktionen bereits kein Verbandsmitglied mehr war. Werner kritisierte, dass eine Organisation wie Campact versuche, Unternehmen öffentlich an den Pranger zu stellen, wenn sie sich nicht nach außen eindeutig positionieren.