Insolvenz

Traditionskette Pieper in Schieflage: Parfümerie-Riese rutscht in die Insolvenz

Deutschlands größte inhabergeführte Parfümeriekette rutscht in die Insolvenz. Der Betrieb läuft weiter – und die Filialen sollen geöffnet bleiben.

Ein Mann läuft an einer geschlossenen Filiale der Parfümerie Pieper an der Königsallee vorbei.
Ein Mann läuft an einer geschlossenen Filiale der Parfümerie Pieper an der Königsallee vorbei.Fabian Strauch/dpa

Die Parfümeriekette Pieper hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Wie das Unternehmen mitteilte, ordnete das Amtsgericht Herne ein entsprechendes vorläufiges Verfahren an. Der Geschäftsbetrieb gehe ohne Einschränkungen weiter, die rund 140 Filialen sowie der Online-Shop sollen geöffnet bleiben. Pieper gilt als größte inhabergeführte Parfümeriekette Deutschlands und wurde 1931 in Bochum als kleines Seifengeschäft gegründet.

Das bisherige Management bleibt im Amt: Geschäftsführer Oliver Pieper, Urenkel der Firmengründerin, will den Konzern nun grundlegend sanieren. „Die Sanierung in Eigenverwaltung gibt uns die Möglichkeit, unser Unternehmen bei voller operativer Kontrolle zu stabilisieren und strategisch weiterzuentwickeln“, erklärte er. Zur Kontrolle des Verfahrens bestellte das Gericht die Rechtsanwältin Sarah Wolf als vorläufige Sachwalterin. Die Gehälter der rund 1.000 Beschäftigten werden für drei Monate durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert.

Pandemie-Folgen und Konsumflaute belasten Pieper

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten haben sich über Jahre aufgebaut. Zwar erholte sich Pieper nach den pandemiebedingten Lockdowns teilweise wieder, doch die Umsätze blieben schwankend. Im zuletzt veröffentlichten Geschäftsbericht für 2021/22 meldete die Firma einen leichten Gewinn von 0,2 Millionen Euro bei 113,7 Millionen Euro Umsatz – bereits wieder etwas über Vorkrisenniveau. Für 2022/23 hatte die Geschäftsführung sogar ein „leicht positives Ergebnis“ erwartet und sah damals noch keine existenzbedrohenden Risiken.

Die Lage entwickelte sich jedoch anders: Steigende Energiekosten, Konsumzurückhaltung und ein schwieriger Markt für Parfümerien drückten stärker auf das Geschäft als prognostiziert. Der Gang zum Amtsgericht zeigt nun, dass Pieper die Belastungen nicht länger abfedern konnte. Ziel des Verfahrens ist eine nachhaltige Neuaufstellung – ob die Traditionskette damit die Wende schafft, bleibt offen.