Nach der Ankündigung der Deutschen Bahn, die vergünstigte Reservierungsoption für Familien streichen zu wollen, wächst die Kritik an dem Schritt. Auch in den Regierungsparteien ist Unmut laut geworden. So sagte etwa der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Bilger, der Bild-Zeitung, „mit der Abschaffung der Familienreservierung riskiert die Bahn leichtfertig einen weiteren Imageverlust“. Die Maßnahme treffe ausgerechnet diejenigen, die auf bezahlbare Mobilität angewiesen seien und auf Sitzplatzreservierungen nicht verzichten könnten.
„Bahnreisen muss familienfreundlich sein“, sagte Bilger. „Wer mehr Menschen für die Bahn begeistern will, muss familienfreundliche Angebote stärken, nicht streichen.“ SPD-Fraktionschef Matthias Miersch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Ich hoffe, dass es noch ein Umdenken gibt. Die Bahn ist nicht so attraktiv, dass man sich solche Preissprünge einfach mal leisten kann.“
Deutsche Bahn: Nur 62 Prozent der ICE- und IC-Züge sind pünktlich
Trotz der Kritik will die Bahn an der Neuregelung festhalten. Ab diesem Sonntag, dem 15. Juni, fällt damit die Familienreservierung weg. Anstelle der 10,40 Euro für eine Familienreservierung in der zweiten Klasse sind es mit zwei Kindern künftig 22 Euro. Zusätzlich steigt der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent und liegt dann bei 5,50 Euro. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro. Kinder und Jugendliche sollen bis einschließlich 14 Jahre in Begleitung weiter kostenfrei reisen dürfen.
Zugleich hat die Deutsche Bahn mitgeteilt, dass ihre Züge im Mai unpünktlicher unterwegs waren als im Vorjahr. Lediglich 62 Prozent der ICE- und IC-Züge erreichten ihr Ziel im vergangenen Monat ohne größere Verzögerung, wie Konzern-Digitalvorständin Daniela Gerd tom Markotten der Frankfurter Allgemeine Zeitung sagte. „Damit sind wir absolut nicht zufrieden“, sagte Gerd tom Markotten mit Blick auf die aktuellen Werte. „Die Gründe liegen überwiegend in der Infrastruktur. Diese ist zu alt, zu voll und zu störanfällig.“ In der Folge bremsten zahlreiche Baustellen zur Sanierung des Netzes die Fernzüge des Konzerns aus.
Vor einem Jahr waren es noch 63,1 Prozent der ICE- und IC-Züge, die pünktlich ihr Ziel erreichten. Eigentlich peilt die Bahn für 2025 einen Pünktlichkeitskorridor von 65 bis 70 Prozent an. Als verspätet gilt ein Zug ab einer Verzögerung von sechs Minuten. Zugausfälle werden dabei nicht berücksichtigt. Diese werden aber bei der sogenannten Reisendenpünktlichkeit erfasst. Sie zeigt, wie viel Prozent der Reisenden in einem bestimmten Zeitraum pünktlich, also mit weniger als 15 Minuten Verspätung, ihr Ziel erreichten. Im April lag dieser Wert bei 67 Prozent. Für Mai lagen zunächst keine Daten vor.


