Hunderte von Fans des amerikanischen Popstars Taylor Swift posteten nach den Konzerten vom 13. und 14. Juli im San-Siro-Stadion in Mailand Fotos von positiven Corona-Tests auf Social Media. Darüber berichteten in den vergangenen Tagen zahlreiche italienische Medien.
Noch gebe es keine offiziellen Daten, die auf einem Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Infektionen und den beiden Swift-Konzerten in Mailand hinweisen, dennoch häufen sich in den sozialen Medien Beiträge von hauptsächlich jungen Frauen, die über Fälle von hohem Fieber berichten und Fotos von positiven Covid-Abstrich-Tests posten. Insgesamt mehr als 130.000 Menschen besuchten vergangene Woche die beiden Swift-Konzerte im Rahmen der „Eras Tour“.
Die Beiträge der Swifties, vor allem auf X und TikTok, klingen dennoch wenig besorgt: „Danke, Taylor Swift, dass ich im Sommer 2024 zum ersten Mal Covid bekommen musste“, heißt es in einem der vielen Posts auf X, die Fotos positiver Abstriche zeigen.
Grazie taylor Swift per avermi fatto prendere il covid per la prima volta nell’estate del 2024 pic.twitter.com/lQZ0FYHEoz
— 𝑪𝒉𝒊𝒂𝒓𝒂🌻 (@fioridighiaccio) July 19, 2024
„Ich habe gerade einen Covid-Test gemacht und bin zum ersten Mal positiv, habe Taylor Swift zum ersten Mal in meinem Leben gesehen, wie cool ist das denn“, schreibt eine andere Userin.
Die meisten Swift-Fans scheinen es mit Humor zu nehmen, trotzdem zirkuliert auf Social Media auch der Appell an die Besucher der Mailänder Live-Konzerte, sich testen zu lassen.
Das passiert nicht zum ersten Mal. Ähnliche Appelle hatte es bereits im vergangenen Frühling nach Konzerten von Taylor Swift in Paris und Madrid gegeben. Wie sieht es unter deutschen Swifties aus? Bisher gab es keine Berichte über Corona-Infektionen unter Besuchern der Konzerte in Gelsenkirchen am 17., 18. und 19. Juli.
Wenn dem so wäre, sollte dies wenig überraschen, denn das Virus zirkuliert nach dem Ende der Corona-Maßnahmen frei.
Corona-Sommerwelle? FLIRT-Varianten auch in Berlin
„Veranstaltungen wie das Konzert von Taylor Swift, das kürzlich in Mailand stattfand, können die Verbreitung des Virus begünstigen. Covid ist eine Infektion, an die wir uns gewöhnen sollten, sie wird uns noch lange begleiten“, sagte der Virologe Fabrizio Pregliasco von der Universität Mailand zum Anstieg der Fälle in Italien. Das zeigte sich etwa bei der Tour de France, deren letzte Etappe am heutigen Sonntag stattfindet. Dort gab es vergangene Woche mehrere Infektionsfälle, sodass die Tour-Organisation für die Mixed Zone, in der sich Fahrer, Teammitglieder sowie Journalisten treffen, die Maskenpflicht wieder eingeführt hat.
In den letzten Wochen habe eine neue Corona-Welle begonnen, die lange andauern werde: „Wir werden Zyklen von vier bis sechs Monaten haben“, so Pregliasco, der gleichzeitig Entwarnung gab: „Diese Variante ist nicht aggressiv, wir haben keine großen Probleme. Zumindest für die Mehrheit der Patienten.“
Derzeit mehren sich auch in Deutschland Berichte über eine Corona-Sommerwelle mit den Varianten KP.1, KP.2 und KP.3, die unter dem Begriff FLIRT zusammengefasst werden. Steigende Infektionszahlen werden in weiteren Ländern gemeldet – zuletzt wurde auch US-Präsident Joe Biden positiv auf Covid-19 getestet. In Europa steigen die gemeldeten Fälle nicht nur in Italien, sondern auch in weiteren beliebten Urlaubszielen der Deutschen wie Spanien und Griechenland. Dass sich das Virus in der Ferienzeit verbreitet, ist also nicht unwahrscheinlich.
Auch in Berlin werden seit Wochen steigende Mengen des Corona-Erregers im Abwasser gefunden. Zuletzt wuchs die Belastung um 31 Prozent, wie die Berliner Zeitung berichtete. Das zuständige Landesamt spricht bereits von einer Sars-CoV-2-Welle, doch dies sei noch kein Grund zur Sorge. Die übrigen Indikatoren, wie die Zahl der Hospitalisierungen und die Todesfälle aufgrund von Corona, seien unauffällig.
WHO: „Covid-19-Inzidenz in Europa in den letzten zwei Monaten verfünffacht“
Dass das Coronavirus weiterhin in Europa zirkuliert, bestätigte am Samstag auch die WHO. Die Covid-19-Inzidenz in Europa und Zentralasien habe sich in den letzten acht Wochen verfünffacht, die Zahl der Krankenhauseinweisungen sei in den letzten vier Wochen um 51 Prozent höher als in den vier Wochen zuvor, wie der Direktor des Regionalbüros für Europa, Hans Kluge, in einem Thread auf X schrieb.
A timely reminder that #COVID19 has not 'gone away.'
— Hans Kluge (@hans_kluge) July 19, 2024
In the @WHO_Europe Region - covering 53 Member States across Europe and Central Asia - the % of patients with respiratory illness testing positive for #SARSCoV2 in primary care has increased 5-fold in the last 8 weeks.
1/ pic.twitter.com/dY5E9gRMAs
Das sei kein Alarmismus, stellte Kluge klar, die Aufgabe der WHO sei es dennoch, durch rechtzeitige Beratung von Regierungen zum Schutz von Gesundheit und Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger beizutragen, und die WHO Europa nehme diesen Auftrag ernst.
Bei dieser Gelegenheit erinnerte Kluge daran, dass man Infektionen und damit das Risiko einer schweren Erkrankung vermeiden könne: „Halten Sie Ihre Covid-Impfungen auf dem neuesten Stand; sorgen Sie für einen schnellen Zugang zu einer antiviralen Behandlung für Menschen mit hohem Risiko; treffen Sie vernünftige Vorsichtsmaßnahmen, einschließlich des Tragens einer Gesichtsmaske für besonders gefährdete Personen in überfüllten geschlossenen Räumen; halten Sie sich von anderen fern, wenn Sie Covid haben oder der Verdacht besteht, dass Sie es haben.“


