Schule

Chaos mit dem Schulessen in Berlin hält an: 21 Schulen in Neukölln nicht beliefert

Ein neuer Caterer soll über 100 Schulen in Berlin mit Essen versorgen, doch das klappt nicht. Dafür gibt es mehrere Ursachen. 

Die Probleme bei der Lieferung des Schulessens in Berlin halten an.
Die Probleme bei der Lieferung des Schulessens in Berlin halten an.Bernd Friedel/imago

Die Probleme bei der Lieferung des Schulessens in Berlin spitzen sich weiter zu: Allein in Neukölln wurden 21 Schulen, die vom neuen Caterer 40 Seconds mit Essen versorgt werden sollten, am Dienstag nicht beliefert. Wie ein Sprecher des Bezirksamts Neukölln der Berliner Zeitung sagte, dürfen die Schulen sich übergangsweise selbst einen neuen Caterer suchen, um die Notlage zu stoppen.

Schulen in anderen Bezirken haben bereits reagiert. Die Beatrix-Potter-Grundschule in Marzahn-Hellersdorf bestätigte auf Anfrage, dass für die Essensversorgung der Caterer Drei Köche eingesprungen sei, damit die Mädchen und Jungen überhaupt etwas zu essen bekommen.

Probleme mit dem Schulessen: Grüne und Linke sehen Verantwortung beim Senat

Mit dem ursprünglichen Caterer 40 Seconds gibt es an etlichen Schulen seit dem Schulstart Probleme. Die Firma, die in Berlin neben dem Cateringbetrieb auch zwei Restaurants und ein Lokal betreibt, hat nach Angaben der Bildungsverwaltung für das neue Schuljahr den Zuschlag für die Versorgung von 108 Schulen mit insgesamt rund 50.000 Schülerinnen und Schülern erhalten. 40 Seconds hat zwar nach eigenen Angaben schon Erfahrung mit Schulcatering. Wie Lehrer, Kinder und Eltern berichten, scheint das Unternehmen mit dem neuen Auftrag im Moment nicht zurechtzukommen.

Den Vertrag mit dem Caterer machen normalerweise die zwölf Bezirke. So kam es sicherlich auch, dass bei Ausschreibung und Vergabe des Auftrags nicht alles glattgelaufen ist. Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch macht die Angelegenheit nun zur Chefsache und setzt den Caterer unter Druck. Bis Dienstag hat 40 Seconds nach Angaben eines Sprechers noch Zeit, beim Senat einen Zeit-Maßnahmen-Plan einzureichen, in dem detailliert erklärt wird, wie die Probleme bei der Essensversorgung an den Schulen schnell gelöst werden sollen. Für Dienstagnachmittag hat Günther-Wünsch eine Telefonschalte mit dem Caterer terminiert.

Doch hätte Günther-Wünsch das Thema Schulessen früher zur Chefsache machen sollen? Ja, sagen Grüne und Linke. Sie haben dazu eine aktuelle Stunde im Berliner Abgeordnetenhaus beantragt. Der Grünen-Abgeordnete Sebastian Walter sagt: „Das Chaos beim Schulessen zeigt, dass die Koalition keine funktionierenden Abläufe für die Stadt schafft. Der Zeitplan war zu eng, die Mengen wurden falsch eingeschätzt. Im kommenden Plenum fordern wir daher Antworten: Wie plant die Regierung, diese Missstände zu beheben? Jedes Kind hat das Recht auf eine gute Bildung und eine sichere Lernumgebung. Es kann nicht sein, dass es bereits am ersten Schultag grundlegenden Dinge fehlt.“

Chaos mit dem Schulessen in Berlin: Das sagt 40 Seconds

Auf der Webseite von 40 Seconds ist diese Stellungnahme zu lesen: „Der Zuschlag vieler Schulen erfolgte erst während der Ferienzeit. Die Ursache der späten Auftragsvergabe lag leider in der vergaberechtlichen Notwendigkeit, die der Senat zwingend einhalten musste, weil einige Mitbewerber versucht haben, mit den gegebenen rechtlichen Möglichkeiten die finalen Vergaben herauszuzögern. Sie wollten damit erreichen, die bestehenden Aufträge für die Dauer des Nachprüfungsverfahrens künstlich zu verlängern. Dadurch bedingt konnten wir erst kurzfristig reagieren. Nur mit der finalen Auftragsvergabe für die jeweilige Schule war es für uns möglich, alle Notwendigkeiten für eine zufriedenstellende Umsetzung der Versorgung unserer Schüler in die Wege zu leiten. Wir freuen uns auf die nächsten vier gemeinsamen Jahre!“

Nach eigenen Angaben beliefert der Caterer seit 2020 Berliner Schulen mit Essen. Den Vorwurf, die Essen würden den Qualitätsansprüchen nicht genügen, weist der Caterer entschieden zurück. 40 Seconds lässt sich anwaltlich vertreten. (Die ausführliche Stellungnahme des Anwalts)