In der aktuellen Diskussion um eine Reform des Sozialstaats hat Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa auch die ältere Generation in die Pflicht genommen. Besonders die gesetzliche Rentenversicherung sei auf ein „Ethos beziehungsreicher Generationengerechtigkeit“ angewiesen, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Angesichts der demografischen Entwicklung müsse die ältere Generation bereit sein, ihre Leistungsansprüche nicht um jeden Preis zulasten der aktiven Generation durchzusetzen. Nur so könne das Gleichgewicht zwischen den Generationen gewahrt bleiben.
Welskop-Deffaa warnte, dass ohne eine lebendige Generationensolidarität die nötige Sorge für ältere Menschen durch zunehmende Altersdiskriminierung verdrängt werden könnte. Zugleich betonte sie, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von Sozialreformen stark davon abhänge, ob Jung und Alt bereit seien, Verantwortung füreinander zu übernehmen. Das Ziel müsse sein, den Sozialstaat zukunftsfest zu gestalten und ihn dabei für alle Altersgruppen gerecht auszugestalten.
Reaktionen auf Reformvorstoß von Kanzler Merz
Mit ihren Äußerungen reagierte die Caritas-Chefin auch auf Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der am Wochenende eine grundlegende Reform des Sozialstaats gefordert hatte. Das bisherige System sei angesichts steigender Kosten nicht mehr finanzierbar, erklärte Merz. Während die CDU mehr Eigenverantwortung der Bürger betont, sieht der Koalitionspartner SPD die Lage völlig anders und warnt vor Einschnitten.
Welskop-Deffaa unterstrich, dass der Sozialstaat kontinuierlich reformiert werden müsse. „Mit jeder Veränderung der sozialen Herausforderungen werden Anpassungen notwendig“, sagte sie. Ziel müsse es sein, die Spannung zwischen sozialstaatlichem Anspruch und sozialer Wirklichkeit so weit wie möglich aufzulösen. Dabei gehe es nicht um den Abbau sozialer Leistungen, sondern darum, zentrale Errungenschaften zu sichern – in einer Balance zwischen staatlicher Verantwortung und dem Beitrag des Einzelnen.


