Rom-Das Oberste Gericht Italiens hat in einem Aufsehen erregenden Mafia-Prozess drei hochrangige ehemalige Carabinieri freigesprochen. Der Kassationsgerichtshof bestätigte mit seinen Freisprüchen gestern Abend nun endgültig, dass weder der Staat noch Polizeispitzen vor dem Hintergrund einer blutigen Anschlagsserie in den 1990er Jahren mit sizilianischen Cosa-Nostra-Mafiosi verhandelt und zusammengearbeitet hatten.
Neben den Carabinieri wurde außerdem Marcello Dell'Utri, italienischer Ex-Senator und Vertrauter des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, freigesprochen. Auch die Anklagen gegen den berüchtigten Mafia-Boss Leoluca Bagarella sowie einen weiteren Mafioso wurden für verjährt erklärt.
Angeblicher Deal
In dem seit Jahren laufenden Verfahren ging es um Vorwürfe eines sogenannten Nichtangriffspaktes, den Staatsbehörden und Polizeispitzen mit Mafia-Bossen über ein Ende der 1992 begonnenen blutigen Anschlagsserie der Mafia verhandelt haben sollen. Damals wurden unter anderen die berühmten Anti-Mafia-Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino auf Sizilien bei Autobomben-Attentaten ermordet.
Die Mafia soll demnach Anfang der 1990er Jahre Forderungen an den Staat gestellt haben, um im Gegenzug keine weiteren Anschläge zu verüben. Insbesondere Dell'Utri stand damals im Fokus und wurde zu einer Haftstrafe verurteilt. Italien sah sich damals mit einer Reihe spektakulärer Anschläge konfrontiert, wie etwa im Sommer 1993 auf die Lateranbasilika in Rom oder die berühmten florentinischen Uffizien.
