Die meisten Waldbrände in Deutschland gibt es in Brandenburg. 521 Feuer wurden hier im vergangenen Jahr gezählt. Der Eberswalder Forst wurde nun für ein Pilotprojekt ausgesucht und mit rund 400 Sensoren – einem Gerät pro Hektar – ausgestattet, um die Zuverlässigkeit eines Frühwarnsystems zu untersuchen.
Kiefernzweig für Kiefernzweig schichtet Jürgen Müller in die Feuerschale auf einer Waldfläche im brandenburgischen Eberswalde, bevor er die Konstruktion mit einem Streichholz entzündet. Binnen kurzer Zeit sucht sich der Rauch seinen Weg zwischen den Nadeln hindurch in Richtung der Baumkronen. Müller ist Forstexperte im Ruhestand und testet im Wald Detektoren, die bei Bränden besonders früh Alarm schlagen sollen. Die entzündeten Zweige in der Schale simulieren einen solchen Waldbrand.
An Bäumen in der Nähe sind Sensoren angebracht – „elektronische Nasen“ nennt sie Müller, weil sie einen Entstehungsbrand „erschnüffeln“, bevor es ein offenes Feuer gibt. Das sei ein Vorteil gegenüber optischen Warnsystemen, die das Feuer erst entdecken, wenn Flammen oder Rauch sichtbar werden. Innerhalb „weniger Minuten, zehn, 15 Minuten“ erkenne das System austretende Gase, sagt der 69-Jährige. Im Ernstfall wird die Feuerwehr innerhalb weniger Augenblicke informiert.
Waldbrände entdecken: Dryad Networks entwickelt Sensorensystem
Entwickelt hat das Sensorensystem vor zwei Jahren das Berliner Start-up Dryad Networks, das Müller mitgegründet hat. Die Firma Bosch liefert die äußerst empfindlichen Gas-Riecher. Neben der zentralen Funktion des Schnüffelns messen die Geräte die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und den Luftdruck.
Dryad in @ElectronicsNews: Wildfires contribute 20% of global CO2 emissions, but traditional detection methods fall short. Discover how IoT sensors & #LoRaWAN offer a solution for ultra-early wildfire detection.https://t.co/1BGkkrSS8p#Wildfires #ClimateChange #IoT
— Dryad Networks (@DryadNetworks) July 14, 2023
In seinem Labor in Eberswalde streut Müller Holzspäne aus einem der Einmachgläser mit der Aufschrift „Kiefer“ oder „Buche“ auf den hinteren Teil seines Testgeräts und zündet sie an. Der Rauch strömt durch ein Rohr an den vorderen Teil des Geräts. Die Nase „erschnüffelt jetzt, wie Rauch aus einem Kiefernforst riecht, oder aus einem Buchenwald. Und die künstliche Intelligenz ordnet dieses Muster diesem Ökosystem zu“, erklärt Müller den Prozess. So will er die Detektoren weiter verfeinern. Zwischen gefährlichen Bränden und beispielsweise den Abgasen eines Diesel-Lkws könnten die künstlichen Nasen schon heute unterscheiden.
Waldbrand-Experimente laufen in zehn Ländern
Die elektronischen Nasen seien eine „sinnvolle Ergänzung“ zu den Beobachtungstürmen, die in ganz Brandenburg aufgestellt sind, findet der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, Raimund Engel. 105 solcher Türme senden rund um die Uhr 360-Grad-Kamerabilder an die Waldbrandzentrale Wünsdorf südlich von Berlin. Früher hielten Menschen auf den Posten über den Bäumen der Wälder Wache.
Laut Dyrad Networks laufen Experimente in zehn Ländern, darunter die USA, Griechenland und Spanien. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 10.000 Geräte verkauft, Ziel sind 120 Millionen installierte Systeme im Jahr 2030.



