Musik

Barenboim tritt zurück: „Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen“

Der seit langem erkrankte Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurück. Hier seine persönliche Erklärung und Reaktionen.

Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurück.
Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurück.dpa/Benjamin Petit

Der seit langem erkrankte Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurück. Das gab der 80-Jährige am Freitag in Berlin bekannt.

In einer persönlichen Erklärung sagt Daniel Barenboim: „Leider hat sich mein Gesundheitszustand im letzten Jahr deutlich verschlechtert. Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen, die zu Recht von einem Generalmusikdirektor verlangt wird. Deshalb bitte ich um Verständnis, dass ich zum 31. Januar 2023 diese Tätigkeit aufgebe. Ich bitte den Kultursenator um Auflösung des Vertrages zwischen uns zum genannten Zeitpunkt.

Seit 1992 wirke ich als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Die Jahre haben uns musikalisch und menschlich in jeder Hinsicht beflügelt. Ich glaube, dass die Staatsoper und ich füreinander ein großes Glück waren. Froh und stolz macht mich insbesondere, dass die Staatskapelle mich als Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt hat. Wir sind über die Jahre eine musikalische Familie geworden und werden diese auch bleiben. Ich schätze alle Mitglieder der Staatskapelle, auch jene, die inzwischen ausgeschieden sind. Ich drücke aber auch meine Verehrung für die Sängerinnen und Sänger, die Mitglieder des Chores und alle weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatsoper aus, insbesondere für meine persönliche Mitarbeiterin Antje Werkmeister.

„Bin auch bereit, künftig als Dirigent zu wirken“

Besonders erfreut war ich auch, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble mich so angenehm begleiteten. Ich danke auch dem Senator für Kultur Klaus Lederer, der auch in schwierigen Zeiten zu mir stand. Selbstverständlich bleibe ich – solange ich lebe – mit der Musik engstens verbunden und bin bereit, auch künftig als Dirigent zu wirken, auch und gerade mit der Staatskapelle Berlin.“

Zur Entscheidung von Daniel Barenboim erklärt Klaus Lederer, der Senator für Kultur und Europa: „Ich bin überzeugt, dass Daniel Barenboim die richtige Entscheidung getroffen hat, auch wenn der Prozess und letztlich der Entschluss für ihn sicher nicht einfach waren. Seine Entscheidung ist reflektiert, sie stellt das Wohl der Staatsoper und der Staatskapelle in den Vordergrund. Dies alles verdient größten Respekt. Ich habe gegenüber Daniel Barenboim künstlerisch und auch persönlich Hochachtung. Neben dem Respekt empfinde ich mit Blick auf die Entscheidung von Daniel Barenboim eine gehörige Portion Bedauern.“

In der Erklärung umreißt Lederer Daniel Barenboims Verdienste für die Stadt, für das West-Eastern Divan Orchestra oder die Barenboim-Said-Akademie, und er würdigt ihn als einen Jahrhundertkünstler.

Der Staatsopern-Intendant Matthias Schulz erklärte am Freitag: „Die Staatsoper Unter den Linden ist Daniel Barenboim zu unendlichem Dank verpflichtet! Seit über 30 Jahren hat er seine unerschöpfliche Kraft als Künstlerpersönlichkeit mit weltweiter Ausstrahlung diesem Haus samt seiner Staatskapelle Berlin zugutekommen lassen. Der Respekt ist groß, dass Daniel Barenboim nun im Sinne der Institution diesen Schritt geht und seine Aufgaben als Generalmusikdirektor zum Ende diesen Monats niederlegt. Man kann nur erahnen, wie schwer Daniel Barenboim dieser Schritt gefallen sein muss. Wir alle wünschen Daniel Barenboim nur das Allerbeste für die weitere Genesung! Daniel Barenboim wird diesem Haus und der Staatskapelle Berlin für immer verbunden bleiben.“

Kulturstaatsministerin Claudia Roth bedauert den Rücktritt: „Daniel Barenboim ist einer der bedeutendsten Pianisten und Dirigenten aller Zeiten, der jahrzehntelang auch das deutsche Musikleben entscheidend geprägt hat“, sagte die Grünen-Politikerin in einer Mitteilung. „Seine Zeit als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden war ein Glücksfall für Berlin und Deutschland, denn er hat das Opernhaus und die Staatskapelle nach dem Fall der Mauer zu Weltruhm geführt.“ Gleichzeitig freut sie sich „auf hoffentlich viele weitere Konzerte und Opernaufführungen mit ihm“.