Die Polizei hat am Donnerstag Tränengas und Wasserwerfer gegen Tausende Landwirte eingesetzt. Die Bauern blockieren in Brüssel laut Euronews Straßen mit Traktoren und warfen mit Kartoffeln und Eiern, während sich die europäischen Staats- und Regierungschefs versammelten, um über ein umstrittenes Handelsabkommen mit Südamerika zu beraten.
Demonstranten auf Traktoren, die das EU-Mercosur-Abkommen ablehnen, sammelten sich demnach etwa in der Nähe des Europa-Gebäudes, wo die Spitzen der 27 EU-Mitgliedstaaten am Donnerstag über eine Änderung oder Verschiebung des Handelsdeals diskutierten. Eine weitere Kundgebung zog zeitgleich zum Place Luxembourg, nur wenige Schritte vom Europäischen Parlament entfernt.
Videos in den sozialen Medien sollen zudem zeigen, wie Landwirte Gülle im EU-Viertel versprühen.
European farmers are throwing manure on EU headquarters in Brussels. pic.twitter.com/cXUZfpfaXx
— RadioGenoa (@RadioGenoa) December 18, 2025
Tausende Landwirte aus Europa sollten nach Brüssel reisen
Tausende europäische Landwirte hatten sich mit Hunderten von Traktoren auf den Weg nach Brüssel gemacht, um gegen die Agrarpolitik der EU zu protestieren. Das berichtete am Morgen etwa die französische Zeitung Le Parisien. Demnach hat sich der Protest der französischen Bauern an einer Keulungsregelung für von Hautkrankheiten betroffener Herden neu entzündet.
Insbesondere französische und italienische Landwirte üben zudem Kritik an der für Samstag geplanten Unterzeichnung des EU-Mercosur-Abkommens. Die Bauern dort befürchten, unter enormen Preisdruck durch günstige Agrarprodukte aus Südamerika zu geraten. Polen und Österreich haben bereits angekündigt, wegen Sorgen von Landwirten und Bürgern gegen eine Unterzeichnung des Abkommens zu stimmen.
Mehr als 40 Bauernorganisationen aus 27 EU-Mitgliedstaaten haben unter dem Dach des EU-Bauern- und Genossenschaftsverbands Proteste angekündigt. Die deutsche Delegation von rund 500 Teilnehmern wird vom Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Günther Felßner, und DBV-Generalsekretärin Stefanie Sabet angeführt.
EU einigte sich auf Schutzklauseln für den Agrarsektor
Um den Abschluss des Handelsabkommens noch zu ermöglichen, haben sich Vertreter der EU-Länder und des Europäischen Parlaments auf zusätzliche Schutzklauseln für die Landwirtschaft verständigt. Im Fall eines schädlichen Anstiegs der Einfuhren aus den Mercosur-Staaten oder eines übermäßigen Preisverfalls für die EU-Erzeuger sollen damit rasch Gegenmaßnahmen in Gang gesetzt werden können. Diese würden dazu führen, dass Zollvorteile vorübergehend wieder ausgesetzt werden, wie die derzeitige dänische EU-Ratspräsidentschaft am Abend nach den Verhandlungen in Straßburg mitteilte.
Eine besonders intensive Überwachung ist bei der Einfuhr von Produkten wie Rindfleisch, Geflügel, Reis, Honig, Eier, Knoblauch, Ethanol, Zitrusfrüchte und Zucker vorgesehen. Mindestens alle sechs Monate soll es auch einen Bericht zu den Auswirkungen von Importen aus den Mercosur-Ländern Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay geben.
Eine Entscheidung über das Mercosur-Abkommen wird am Rande des EU-Gipfels erwartet. Im Rat der Mitgliedstaaten müssten dafür mindestens 15 der 27 EU-Staaten zustimmen. Zudem gilt die Hürde, dass diese zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen machen. Ob die erforderliche Mehrheit zustande kommt, war bis zuletzt war unklar. (mit dpa)

