Stuttgart 21

Zeitplan geplatzt: Bahn verschiebt Stuttgart-21-Start erneut

Die Bahn kippt das Eröffnungsdatum für Stuttgart 21 – erneut. Technikprobleme und fehlende Zulassungen verzögern das Projekt weiter.

Die für 2026 geplante Eröffnung von Stuttgart 21 kann nicht eingehalten werden.
Die für 2026 geplante Eröffnung von Stuttgart 21 kann nicht eingehalten werden.Markus Lenhardt/dpa

Die neue Bahnchefin Evelyn Palla hat die Erwartungen an den Konzern weiter gedämpft. Nachdem sie bereits die Pünktlichkeitsziele ihres Vorgängers als unrealistisch bezeichnet hatte, kassiert sie nun auch das bisherige Eröffnungsdatum für das Großprojekt Stuttgart 21. Nach exklusiven Informationen des Spiegel informierte Palla am Mittwoch den Aufsichtsrat und die Projektpartner darüber, dass der neue Tiefbahnhof nicht wie geplant im Dezember 2026 in Betrieb gehen wird.

Interne Analysen der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH sowie des Beratungsunternehmens PWC hatten bereits im Sommer – lange vor Pallas Amtsantritt – auf erhebliche Risiken beim Zeitplan hingewiesen. Nach einer erneuten Bewertung habe Palla nun die „Reißleine“ gezogen, heißt es aus Konzernkreisen.

Digitale Technikprobleme werfen das Milliardenprojekt erneut zurück

Besonders gravierend seien die technischen Probleme am sogenannten Digitalen Knoten Stuttgart, einem Pilotprojekt zur Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik im Großraum Stuttgart. Verzögerungen bei der Zulassung zentraler Systeme des japanischen Partners Hitachi bremsen das gesamte Megaprojekt aus.

Ein neuer verbindlicher Termin ist nicht in Sicht. Der Konzern will erst Mitte kommenden Jahres eine belastbare Prognose abgeben – erst dann soll ein realistischer Zeitplan stehen. Palla betont, sie wolle bei der Bahn „keine Versprechen mehr machen, die man nicht halten kann“. Der Kurswechsel ist auch eine Abkehr von der jahrelangen Praxis, ambitionierte Zeitziele trotz bekannter Risiken öffentlich zu verkünden.

Stuttgart 21 gehört zu den umstrittensten und teuersten Infrastrukturprojekten Deutschlands. Die Bauarbeiten begannen 2010, begleitet von massiven Protesten. Die Kosten stiegen von ursprünglich 4,5 Milliarden Euro auf inzwischen rund elf Milliarden. Der ursprünglich für 2019 geplante Start wurde mehrfach verschoben. Zuletzt hatte die Bahn im Sommer angekündigt, dass Teile des Regionalverkehrs bis mindestens 2027 den alten Kopfbahnhof nutzen müssen. Für Fahrgäste ändert sich durch die erneute Verzögerung zunächst wenig – der bestehende Bahnhof bleibt weiter in Betrieb.