Das Verfahren um den Tod der argentinischen Fußball-Legende Diego Maradona muss mit einer neuen Richterriege neu wieder aufgenommen werden. Das entschied das zuständige Gericht am Donnerstag in San Isidro in Argentinien. Hintergrund ist der Skandal um eine der bisher beteiligten Richterinnen, die ohne Erlaubnis in einer Dokumentarserie über den Prozess aufgetreten war.
Richter Maximiliano Savarino erklärte den bisherigen Prozess für „nichtig“. Zur Begründung führte er an, dass das Verhalten der Richterin dazu geführt habe, dass „der Anklage wie der Verteidigung ein Schaden“ entstanden sein könnte. Der Prozess müsse daher „mit einem anderen Gericht“ wieder aufgenommen werden. Eine zeitliche Frist nannte er nicht.
„Benimmt sich wie eine Schauspielerin“: Richterin legt Amt nieder
Richterin Julieta Makintach hatte am Dienstag ihr Amt niedergelegt, nachdem sie für befangen erklärt worden war. Zuvor beschlagnahmte Videoaufnahmen belegten, dass die 47-Jährige aktiv an den Arbeiten zu einer Dokumentarserie zu dem Prozess mit ihr selbst als Hauptfigur beteiligt war.
Im Gerichtssaal war am Dienstag ein Trailer für die Miniserie „Göttliche Justiz“ abgespielt worden. Darin war Makintach zu sehen, wie sie durch die Gänge des Gerichtsgebäudes eilt, während eine Erzählerstimme düstere Details von Maradonas Tod schildert. Makintach benehme sich „wie eine Schauspielerin und nicht wie eine Richterin“, hielt Staatsanwalt Patricio Ferrari der Juristin vor.
Maradona war am 25. November 2020 im Alter von 60 Jahren an Herzversagen und einem Lungenödem gestorben, nachdem er sich nach einer Hirn-OP in einer eigens dazu angemieteten Wohnung in einer schicken Gegend nördlich von Buenos Aires hatte pflegen lassen.
Die Staatsanwaltschaft wirft seinen Ärzten und Pflegern vor, Maradona mangelhaft betreut und damit seinen Tod in Kauf genommen zu haben. Im Falle einer Verurteilung drohen den sieben Angeklagten zwischen acht und 25 Jahren Gefängnis. Alle Angeklagten weisen jede Verantwortung für Maradonas Tod zurück.
Maradona-Prozess: Gericht hörte bereits über 40 Zeugen
Nach über zwei Monaten muss nun das Gerichtsverfahren mit drei neu zu bestimmenden Richtern neu aufgerollt werden. Der Prozess hatte am 20. März begonnen. In 21 Verhandlungsterminen wurden laut der argentinischen Zeitung Clarín 44 Zeugen vernommen. In den letzten drei Fällen wurden lediglich Ablehnungen, technische Probleme und vor allem das Verhalten von Richterin Makintach besprochen.
Maradona wird in Argentinien leidenschaftlich verehrt, sein Tod inmitten der Corona-Krise hatte in dem südamerikanischen Land sowie bei Fußball-Fans in aller Welt tiefe Trauer ausgelöst. Die Fußball-Ikone soll dieses Jahr ein Mausoleum auf einem Tausend-Quadratmeter-Grundstück in Puerto Madero, einem Touristenviertel von Buenos Aires, erhalten. Es wird damit gerechnet, dass jährlich bis zu eine Million Menschen die Gedenkstätte besuchen.


