In der massiven Corona-Welle in China mit gegenwärtig schätzungsweise einer Million Neuinfektionen am Tag wachsen Sorgen über die Entwicklung neuer Virus-Varianten.
Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, forderte deswegen sogar einen Stopp der Flugverbindungen mit der Volksrepublik. Die durch die verfehlte Corona-Politik „verursachten explodierenden Covid-Zahlen in China bedrohen die ganze Welt mit einer neuen Infektionswelle“, sagte der CDU-Abgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Erst wenn wir sicher sind, dass aus China keine neue, gefährliche Mutation droht, sollten wir die Flugverbindungen wieder aufnehmen.“
Das Bundesverkehrsministerium lehnte den Vorstoß ab „De facto finden kaum noch Flüge zwischen Deutschland und China statt“, erklärte ein Sprecher des Ministeriums auf AFP-Anfrage am Freitag. „Ein einseitiges deutsches oder EU-weites Einflugverbot“ wäre zudem „nicht zielführend, solange es alternative Routen über die Golfstaaten oder die Türkei gibt“.
Die Zahl der Flüge deutscher Luftfahrtunternehmen bewege sich aktuell im mittleren einstelligen Bereich pro Woche, teilte der Sprecher des Verkehrsministeriums mit. „Flüge dienen in erster Linie der Rückführung deutscher Staatsbürger.“
Das Auswärtige Amt weist in seinen Reisehinweisen zu China darauf hin, dass touristische Reisen nach China „weiterhin nicht möglich“ seien. Bei der Einreise von China nach Deutschland gilt im Gegensatz zu anderen Drittstaaten zudem weiter eine Pflicht zum Nachweis einer gültigen Corona-Impfung, einer Genesung oder eines negativen Tests.
Experten: Lage ist umstritten
Über die Risiken gab es aber auch andere Einschätzungen. „Ich denke nicht, dass die Lage in China eine bedeutende zusätzliche Gefahr für viele andere Länder darstellt“, sagte der britische Medizinprofessor Paul Hunter von der University of East Anglia in Norwich. „Schließlich hat der größte Rest der Welt hybride Immunität“, sagte der Experte und verwies damit auf den Schutz sowohl durch Impfungen als auch Ansteckungen. Neue Varianten entstünden ständig, aber jedes Mal schienen die Fähigkeiten abzunehmen, sagte der Professor.
Um neue Varianten zu entdecken, wies Chinas Gesundheitsamt die Provinzen an, drei Krankenhäuser in jeweils drei Städten auszuwählen, die jede Woche Proben von 15 Infektionen, 10 schweren Erkrankungen und allen Toten sammeln. Nach der Entschlüsselung der Genome sollen die Ergebnisse innerhalb einer Woche berichtet werden. So könnten „mögliche Symptome, Übertragungsfähigkeiten und Pathogenität neuer Varianten mit potenziellen biologischen Veränderungen“ in Echtzeit beobachtet werden, sagte der Direktor des Virus-Instituts des Gesundheitsamtes, Xu Wenbo, laut Nachrichtenagentur Xinhua.
China verkündete jüngst eine Corona-Kehrtwende
Die Entwicklung wird im Ausland mit Sorge betrachtet, da China das Ausmaß und die Schwere der Infektionswelle herunterspielt. So melden Gesundheitsbehörden nur wenige Tausend Infektionen täglich, während Modellrechnungen des in London ansässigen Forschungsinstituts Airfinity gegenwärtig von wahrscheinlich mehr als einer Million Infektionen und mehr als 5000 Toten am Tag ausgehen. Die Welle wird demnach im Januar und März zwei Höhepunkte mit möglicherweise 3,7 Millionen beziehungsweise 4,2 Millionen Fällen täglich erleben.
Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests hatte das bevölkerungsreichste Land am 7. Dezember seine harte Null-Covid-Politik abrupt aufgehoben. Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen. Doch sahen Experten den Grund vor allem darin, dass die strikten Maßnahmen angesichts der explosionsartigen Ausbreitung nicht mehr durchgehalten werden konnten. Auch hatten die Beschränkungen die zweitgrößte Volkswirtschaft zunehmend belastet.
Grünen-Fraktionssprecher wirbt für die Maske
Seither verbreitet sich das Virus mit hoher Geschwindigkeit im Milliardenvolk. Vielerorts sind Krankenhäuser voll. Nach Modellrechnungen muss mit Hunderttausenden Toten gerechnet werden.




