Afrika

Mit einer einzigen Aktie: Äthiopien eröffnet eigene Börse

Äthiopiens Premierminister strebt liberale Reformen an, um die Wirtschaft seines Landes nach zwei Jahren Bürgerkrieg wiederzubeleben. Am Freitag spricht er von einem „Meilenstein“.

Der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed spricht während der Eröffnung der äthiopischen Wertpapierbörse in Addis Abeba.
Der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed spricht während der Eröffnung der äthiopischen Wertpapierbörse in Addis Abeba.Amanuel Sileshi/AFP

Im ostafrikanischen Äthiopien ist am Freitag erstmals nach Jahrzehnten wieder eine Börse eröffnet worden. Die feierliche Eröffnung in der Hauptstadt Addis Abeba wurde ohne einen einzigen offiziellen Börsenmakler vollzogen. Als einzige Aktie an der neuen äthiopischen Wertpapierbörse (ESX) wurde die Wegagen Bank gelistet.

„In einem historischen Meilenstein für unsere Wirtschafts- und Finanzlandschaft haben wir offiziell die Glocke zum Start der äthiopischen Wertpapierbörse geläutet“, schrieb Premierminister Abiy Ahmed in einem Beitrag auf der Onlineplattform X und wies auf das „immense Potenzial“ der Wirtschaft Äthiopiens hin. Die Börse ist Teil eines Plans von Ahmed, Investoren in das sich vom Bürgerkrieg erholende Land zu locken.

Äthiopien erholt sich von zweijährigem Bürgerkrieg

Ahmed öffnete die Wirtschaft seines Landes zuletzt immer weiter nach außen, nachdem seine Regierung im Jahr 2022 einen Friedenspakt mit den regimekritischen Kämpfern in Tigray unterzeichnet hatte. Im Jahr 2024 Jahr beendete die Regierung in diesem Zuge ein halbes Jahrhundert der Kontrolle über die Währung. Dadurch wurden Finanzmittel in Höhe von 20 Milliarden Dollar von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds freigegeben. Die Regierung erlaubte auch ausländischen Banken, im Land tätig zu werden, und ausländische Investitionen in Kaffee- und Ölsaat-Exporte sowie in Transport-, Logistik- und Einzelhandelsunternehmen wurden genehmigt.

Bevor der Bürgerkrieg ausbrach, verzeichnete Äthiopien, eines der ärmsten Länder der Welt, das jedoch die zweitgrößte Bevölkerung Afrikas hat, nach Angaben der Weltbank über 15 Jahre ein stattliches jährliches Wachstum von etwa zehn Prozent.

Risiken für ausländische Investoren in Äthiopien

Dennoch gibt es gewisse Risiken für Investoren. Äthiopien erholt sich noch immer von dem zweijährigen Konflikt, regional kommt es immer wieder zu Unruhen. Die Inflation liegt zudem seit fast sechs Jahren bei über 15 Prozent, und die Devisenreserven des Landes sind gering.

„Äthiopien ist nach wie vor eine risikoreiche Investitionsmöglichkeit mit hohem Potenzial“, sagt auch Jacques Nel, Wirtschaftswissenschaftler bei Oxford Economics Africa gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Eines der Hauptprobleme ist das externe Liquiditätsrisiko des Landes – die Unfähigkeit, harte Währung zu beschaffen. Dies ist ein großes Problem für ausländische Investoren, da es bedeutet, dass sie Schwierigkeiten haben werden, ihre Gewinne rückzuführen.“

Der neue Geschäftsführer der ESX, Tilahun Kassahun, gibt sich jedoch optimistisch, dass die Börse beim Aufbau der äthiopischen Wirtschaft helfen wird. „Der heutige Tag markiert den Beginn einer neuen Ära für Äthiopien, in der Kapital ungehindert fließen kann, um neue Möglichkeiten zu erschließen“, so Kassahun. Er erwartet laut der Nachrichtenagentur Reuters, dass in den nächsten zehn Jahren 90 Unternehmen beitreten werden. Auch das staatliche Telekommunikationsunternehmen Ethio Telecom wird voraussichtlich bald an der Börse notiert werden.