Ich bin nicht so der Heiratstyp. Heteronormative Bräuche sind mir fremd, ich kenne sie zwar alle, aber dass ich selbst mal vor einem „Traualtar“ stehen würde? Vollkommen ausgeschlossen. An meinen Eltern habe ich gesehen, dass es mitnichten dazu beiträgt, dass eine Beziehung harmonisch verläuft, nur weil man sich von Amts wegen versprochen hat, zusammenzubleiben.
Nun bin ich ein verheirateter Mann
Ich fand dieses Ritual schon immer albern. „Bis dass der Tod euch scheidet.“ Bekanntlich eine Regel, die erfunden wurde, als das Leben zumeist spätestens mit 30 Jahren endete, oft schon früher, denn jede Wurzelentzündung und jede Schwangerschaft gingen mit der Möglichkeit einher, zu versterben. Kurz: Heiraten war für mich keine Option.
Nun ist zu Beginn des Monats aber eingetreten, was ich nie für möglich gehalten hätte: Seit dem 11. November bin ich ein verheirateter Mann. Ein ehrbares Mitglied der Gesellschaft, das zwölf Jahre „wilder Ehe“ mit seinem Freund mit einem Jawort beendet hat. So wild war’s übrigens nicht. Jeder, der eine längere Beziehung führt, weiß, dass ab einem bestimmten Punkt andere Dinge wichtig sind: Zuneigung, Vertrauen, Verlässlichkeit.
Dass das alles aber für ein schwules Paar, oder überhaupt für ein Paar, das nicht von Amts wegen in Deutschland verheiratet ist, nicht zählt, wurde mir während der Pandemie klar. Nicht selten las ich von Paaren, die nicht verheiratet waren und die keinerlei Anrecht hatten, ihren Partner, ihre Partnerin im Krankenhaus zu besuchen, wenn sie belegen konnten, dass sie von Gesetzes wegen offiziell ein Paar waren.
Hübsch und gemütlich. Danke, Corona!
Verlobt waren mein Freund und ich schon länger, aber eine Heirat schoben wir irgendwie vor uns her, bis die Pandemie uns klarmachte, dass wir in Deutschland nur ein Paar zweiter Klasse waren. Wir hatten zwar einen sogenannten Partnerpass, aber ich traute der Sache nicht. Es machte mich wütend, dass für uns nicht dieselben Rechte gelten sollten wie für heterosexuelle Verheiratete.




