Deutsch-britische Geschichte

Geheimnisse der Queen: Wie sie ihren Briten den deutschen Feind ans Herz legte

Die Zerstörung Dresdens schmerzte die Elizabeth II.. Sie wirkte jahrzehntelang beharrlich am Wiederaufbau mit - die Bombardierung Coventrys und Londons im Blick

Die britische Königin Elizabeth II. geht auf dem Pariser Platz in Richtung Brandenburger Tor. Der Besuch 2015 war ihr letzter in Berlin.
Die britische Königin Elizabeth II. geht auf dem Pariser Platz in Richtung Brandenburger Tor. Der Besuch 2015 war ihr letzter in Berlin.REUTERS POOL/EPA

Berlin-Sir Arthur Travers Harris, genannt Bomber-Harris, organisierte als Oberkommandierender des Bomberkommandos der Royal Airforce die Flächenbombardements deutscher Städte. Seine Maschinen zerstörten in der Nacht zum 14. Februar 1945 Dresden. Auf dem britischen Thron saß King George VI., Vater der verstorbenen Queen Elizabeth.

Deutsche Bomber und V2-Raketen hatten in den Jahren zuvor Coventry zerstört und in anderen britischen Städten schwere Schäden angerichtet, auch den Buckingham Palace, den Sitz der Monarchie in London, bombardierte die deutsche Luftwaffe sieben Mal. Bomben schlugen ein, während sich König George und Königin Elizabeth, die Eltern der Verstorbenen, im Gebäude aufhielten.

1992 besuchte Queen Elizabeth II. Dresden. Auf dem Weg zum Versöhnungsgottesdienst in der Kreuzkirche umrundete ihr Wagen einmal die damals noch in Trümmern liegende Frauenkirche. Der Aufbau des in der Bombennacht zerstörten Gebäudes hatte gerade erst begonnen. Vor der Kreuzkirche wurde sie vom Publikum ausgepfiffen, Buh-Rufe waren zu hören. Da wollten Deutsche noch immer nichts von Täter und Opfer wissen.

Queen sprach mit Philip über Dresden

Queen Elizabeth wusste, was zu tun war. Jochen Bohl, bis 2015 sächsischer Landesbischof, der während des letzten Staatsbesuches der Königin in Berlin persönlich mit ihr sprechen konnte, berichtete aus dem Gespräch: „Sie bringt die Versöhnung zwischen Coventry und Dresden besonders mit dem Turmkreuz und der Frauenkirche in Verbindung.“ Die Queen habe ihm zudem erzählt, dass sie sich immer intensiv mit ihrem Mann Prinz Philip über Dresden austausche.

Queen Elizabeth II. spendete für die Wiederherstellung des goldenen Turmkreuzes auf der Kuppel der Frauenkirche in Dresden.
Queen Elizabeth II. spendete für die Wiederherstellung des goldenen Turmkreuzes auf der Kuppel der Frauenkirche in Dresden.dpa/Sebastian Kahnert

Die Dresdner Frauenkirche wurde 1993 bis 2005 mithilfe von Spenden aus aller Welt wiederaufgebaut. Der britische Dresden-Trust sammelte Millionen dafür und finanzierte das vergoldete Kuppelkreuz, das eine Million Mark gekostet hatte. Auch Elizabeth II. hatte gespendet. Ihr Wirken offenbarte sich diskret in vielen Details.

Das Kreuz stand zunächst in Schloss Windsor

Es war Edward, Herzog von Kent und Cousin der Königin, der am 13. Februar 2000, 55 Jahre nach der Zerstörung der Stadt, als Vertreter der Queen das 7,60 Meter hohe Kreuz in Dresden übergab. Der Londoner Kunstschmied Alan Smith hatte es nach historischem Vorbild gefertigt. Der Vater des Künstlers war einer der Bomberpiloten über Dresden. In den Monaten vor dem Transport nach Dresden war das goldene Kreuz im Schloss Windsor ausgestellt worden. Auch als das Kreuz im Juni 2003 auf die Kuppel des fertigen Rohbaus gesetzt wurde, schickte die Queen den Herzog von Kent als Vertreter des britischen Königshauses nach Dresden.

Die Queen, die nie direkt Politik machte, wirkte über solche Gesten und Zeichen umso mächtiger. Eine tiefe Verneigung.