Ihr weißes Haar ist gekämmt, ihre Nägel sind manikürt und blassrosa lackiert, ihr Körper ist in ein Leinentuch eingeschlagen. In diesem Tuch heben drei Männer sie in eine Art Wanne aus hellem Holz, die bis oben hin mit Heu gefüllt ist. So beginnt Mitte September die letzte Reise von Astrid B., einer 76 Jahre alten Berlinerin, die sich, nach allem, was man weiß, für die Zeit nach ihrem Tod nichts sehnlicher gewünscht hat, als unter einem Baum zu liegen.
Viel weiß man nicht. Astrid B. ist drei Wochen zuvor in einem Hospiz gestorben, an einem Morgen, an dem der Bestatter Eric Wrede auf dem Weg zu ihr war, um die Details zu besprechen. „Sie war sehr naturverbunden“, das habe er in einem Telefonat mit Astrid B. herausgehört, sagt Wrede.
Er habe ihr deshalb eine ganz neue Form der Bestattung vorgeschlagen. Die sogenannte Reerdigung. Ein Wort, das man nicht gleich versteht, wenn man es zum ersten Mal hört, weil es wie Beerdigung klingt. Es handelt sich um ein Verfahren, in dem der Körper eines Menschen innerhalb von 40 Tagen komplett zu Erde werden soll. Um dann in dieser Form in den Boden eines Friedhofs eingebracht zu werden. Erde zu Erde, sozusagen.

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