Kommentar

Polizeigewalt gegen Journalisten: Chefredaktion der Berliner Zeitung protestiert

Unser Kollege Ignacio Rosaslanda wurde von einem Berliner Polizisten geschlagen und an der Arbeit gehindert. Wir fordern Aufklärung.

Tomasz Kurianowicz, Chefredakteur der Berliner Zeitung
Tomasz Kurianowicz, Chefredakteur der Berliner ZeitungPaulus Ponizak/Berliner Zeitung

Es war kein Einsatz, über den man als Chefredakteur lange nachdenkt. Am Donnerstag war uns sofort klar, dass wir Reporter der Berliner Zeitung an die Humboldt-Universität schicken. Propalästinensische Studierende hatten das Sozialwissenschaftliche Institut besetzt, auf der Straße gab es Protest gegen den Einsatz der Polizei. Eine Räumung stand möglicherweise bevor. Auch wenn es dabei ruppig zugehen kann, müssen Journalisten berichten können. Es schien ein Routineeinsatz, ich sah für meine Kollegen keine besondere Gefahr.

Umso schockierter war ich, als ich in der Nacht zu Freitag erfuhr, dass mein Kollege, der Videoreporter Ignacio Rosaslanda, von einem Polizisten misshandelt worden war und in der Notaufnahme der Charité behandelt werden musste. Mein Kollege hatte lediglich seine Arbeit machen wollen und sich als Pressevertreter klar ausgewiesen.

Die Chefredaktion der Berliner Zeitung verurteilt die Gewalt gegen unseren Kollegen und die Behinderung seiner Arbeit durch die Berliner Polizei aufs Schärfste. Ein Angriff auf einen Journalisten ist ein Angriff auf die Pressefreiheit. Das ist umso gravierender, wenn dieser Angriff vom Staat ausgeht.

Wir fordern Aufklärung!

Wie wichtig der Einsatz von Journalisten, insbesondere von Videojournalisten, ist, zeigen die Aufnahmen meines Kollegen Ignacio Rosaslanda aus dem besetzten Universitätsgebäude. Er war einer von nur drei Journalisten, die sich zum Zeitpunkt der Räumung noch dort aufhielten, um zu berichten und hatte zuvor auch die Diskussion zwischen der Universitätsleitung und den Besetzern verfolgt. Kein anderes deutsches Medium war im Gebäude. 

Auf seinem Video kann man sehen, wie stark die Besetzer die Räume der Humboldt-Universität verwüstet und wie sie sich dort verbarrikadiert haben. Ohne den Einsatz von Journalisten wie meinem Kollegen würde die Öffentlichkeit kein vollständiges Bild von den Auseinandersetzungen zwischen propalästinensischen Demonstranten, Universität und Polizei bekommen. 

Wir fordern die Berliner Polizei und den Berliner Senat auf, diesen Fall so schnell wie möglich vollständig aufzuklären.

Tomasz Kurianowicz ist Chefredakteur der Berliner Zeitung.

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