Berlin

Obdachlose: Berliner Kältehilfe hat zu wenige Schlafplätze

Berlin - Aus Mangel an Immobilien kann die Kältehilfe dieses Mal weniger Schlafplätze für Obdachlose anbieten als im vergangenen Winter. Zum Start in die Kältehilfe-Saison am Dienstag stünden 550 solcher Plätze bereit, ab Dezember dann 700, sagte die Direktorin der Berliner Caritas, Ulrike Kostka.

Der Bedarf werde auf mindestens 800 Plätze geschätzt - so viel wie im vergangenen Winter in der Spitze. Zudem sieht sich Kältehilfe weiter unterfinanziert: 17 statt bisher 15 Euro pro Schlafplatz bezahle die Sozialverwaltung diesen Winter - nötig seien aber 25 Euro.

Günstige Immobilien fehlen

Zum Angebot gehören neben Plätzen in Notübernachtungs-Unterkünften auch Suppenküchen und Nachtcafés, in denen meist Ehrenamtliche auch eine warme Mahlzeit und Frühstück reichen. Kleinbusse, unter anderem der Stadtmission, versorgen Obdachlose auf der Straße oder bringen Bedürftige bei Überfüllung in Unterkünfte mit freien Plätzen.

Zu den Nutzern der Kältehilfe gehören auch Arbeitsmigranten aus dem EU-Ausland, sagte Diakonie-Direktorin Barbara Eschen. Sie fänden in Berlin oft nur prekäre Arbeit, bei der sie ausgebeutet würden. Geflüchtete Menschen hingegen zählten in der Regel nicht zur Klientel, sie seien im Winter 2015/16 erfolgreich an Flüchtlingsheime vermittelt worden. Damals waren die Kältehilfe-Plätze zu 91 Prozent belegt. In den Jahren zuvor mit zwischen 400 und 530 Plätzen waren die Einrichtungen stets voll ausgelastet gewesen.

Problem Wohnungslosigkeit

Diesmal könne man nicht mehr Betten anbieten, da es an zentral gelegenen, günstigen Immobilien mangelt, wie Kostka sagte. Die Suche danach gestalte sich immer schwerer, zumal man sie nur ein halbes Jahr benötige. Eschen appellierte an Immobilienbesitzer, sich bei Leerstand zu melden. 100 Plätze für Männer stellt die Stadtmission ab Dezember in einer Traglufthalle zur Verfügung.

Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie, die die Kältehilfe mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) organisieren, forderten vom neuen Senat Antworten zum Problem Wohnungslosigkeit. Da der Wohnungsmarkt in Großstädten bundesweit angespannt sei, gehöre das Thema auch nach ganz oben auf die bundespolitische Agenda. „Da darf die Kältehilfe nicht zum Ausfallbürgen werden“, betonte Ulrike Kostka. „Menschen gehören nicht in Traglufthallen oder Hangars, sie brauchen ein Dach über dem Kopf.“

Obdachlosigkeit in Berlin

In Berlin leben tausende Menschen auf der Straße, unter Brücken, auf Brachen und in Parks. Offizielle Zählungen gibt es aber nicht, was die kirchlichen Wohlfahrtsverbände beklagen. Geschätzt gibt es bis zu 6000 Obdachlose. Ganzjährig geöffnete Unterkünfte bieten rund 125 Plätze. Helfer berichten, dass viele Betroffene sogar bei bitterer Kälte einen „privaten“ Platz auf der Straße einer Gemeinschaftseinrichtung vorziehen. Dabei sind viele Betroffene gesundheitlich oft in desolater Verfassung.

Wohnungslos sind nach einer am Dienstag veröffentlichten Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Piraten-Abgeordneten Alexander Spies rund 16 700 Menschen - für sie gibt es spezielle Übergangsheime, die Sozialämter greifen aber auch auf Hostels zurück. Nach Angaben von Diakonie und Caritas funktioniert der Wechsel zurück in eine eigene Wohnung angesichts des schwierigen Wohnungsmarkts aber immer schlechter. (dpa/BLZ)